Das heutige Gelände des Nordends (ca. 4,7 qkm auf einer Höhe von 103-159 m über NN) dehnte sich auf ehemaligem Acker-, Wiesen- und Waldland aus, das sich nordöstlich an die ummauerte Stadt anschloss und sich zwischen den Straßen nach Eschersheim und Bornheim erstreckte. Mindestens seit dem 15. Jhdt. ist überliefert, dass es Weinberge im Bereich des Nordends gab. Der östliche Teil des Nordends war von einem Waldgürtel (Eichwaldstraße, Buchwaldstraße) zur Bornheimer Gemarkung hin begrenzt. Große Teile davon wurden im 16. Jahrhundert gerodet und fortan Bornheimer Heide genannt (Heidestraße).
In diesem schon vorgeschichtlich besiedelten Gebiet lagen römische Villen. im 8. Jhdt. entstanden königliche Meierhöfe, aus denen seit dem 14. Jhdt. befestigte Gutshöfe auf der von einer Landwehr geschützten Frankfurter Gemarkung hervorgingen. Zu ihnen gehörten der Neuhof, die Stalburg, die Bornburg (später Günthersburg), der Knoblauchshof (Kühhornshof) und die Holzhausenoede (Oeder Weg); später wird auch der Adlerflychthof erwähnt. Alle diese Höfe befanden sich im Besitz von Frankfurter Patrizierfamilien.
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83-260 | Verschiedene römische Villen stehen in dem schon vorgeschichtlich besiedelten Gelände des Frankfurter Nordens, eine davon 110 n.Chr. auf dem Gelände des heutigen Günthersburgparks. | 793 | Im Bereich des Nordends entstehen königliche Meierhöfe, die sich im Mittelalter in Händen Frankfurter Patrizier befinden. |
1189 | Henricus von Bornheim (Henricus de Burnheim / de Borneheim) bewohnt die Bornburg. |
1306 | Die Bornburg (später Günthersburg) ist im Besitz von Rulmann Weiß von Limburg |
1323 | Jakob Knoblauch erwirbt den späteren Kuhhornshof von Frau Mechthild von Breuberg |
1346-49 | An der Stelle des heutigen Eschenheimer Turmes entsteht ein "runder Turm", armiert mit 4 Feuerbüchsen, dazu 44 Belikugeln, ein Sack Pulver, 4 Stegreifarmbrüste und 3 Laden Pfeile, der allerdings Anfang 1400 bereits wieder abgerissen wird. |
1370-1427 | Im Umkreis von etw 3 km vor der Stadt wird eine Landwehr aus "Gebück" (mannshohe, dicht beieinanderstehende Hecken, die durch ineinandergreifende Äste für Menschen und Wagen unüberwindlich sind) errichtet. |
1396 | Knoblauchs Sohn verkauft den Knoblauchhof an den Rat der Stadt |
Junge Wisse ist Besitzer der Bornburg | |
1398 | Die Oede, ein Gutshof an der Stelle des heutigen Holzhausenschlösschens, wird erstmals urkundlich erwähnt. Durch Heirat kommt die Oede 1474/1503 an die Familie von Holzhausen, die seit 1400 in Frankfurt lebt und eine wesentliche Rolle in der Frankfurter Stadtgeschichte spielt. |
1400 | Der viereckige Unterbau des Eschenheimer Turmes entsteht durch Zimmermann Meister Cles Mengoz, wird überdacht und mit Schiefer eingedeckt. |
1409 | Der Eschenheimer Turm erhält aus Sicherheitsgründen eine Schloßpforte. Jenseits des Grabens wird, durch eine hölzerne Brücke verbunden, ein "Vorbord" (=Vortor) mit 2 Türmchen angebracht, welches mehrfach umgebaut wurde. |
1413 | Rudolf zum Humbrecht erwirbt den Knoblauchhof |
1415 | Wegen der Wolfsplage wagen sich die Frankfurter Feldschützen nicht in die Weinberge des Nordends. |
1426/28 | Der Eschenheimer Turm wird durch Stadtbaumeister Madern Gerthener fertiggebaut |
1464 | Am Eschenheimer Turm wird eine Schlaguhr (Glocke) aufgestellt, die der Blitz 1584 herabwarf. Der Eschenheimer Turm ist als Feuerwache ausgewiesen. |
1474 | Fam. Holzhausen erwirbt die Oede (massive Wasserburg mit Zugbrücke) von dem 1480 aussterbenden Patriziergeschlecht zu Lemberg (Lamburg) |
1478 | Im Zuge der weiteren Sicherung der Frankfurter Landwehr entsteht die Friedberger Warte. Am Bornheimer Hang wird der letzte Wolf erlegt. |
1484 | Bei der Teilung der Grafschaft Bornheimer Berg kommt Bornheim (mit Hausen und Niederrad) zur Reichsstadt Frankfurt. |
1490 | Die Bornburg wird in Glauburger Hoff umbenannt (Johann von Glauburg zu Lichtenstein) |
1498 | Klas Stalburger erwirbt die "kleyne oede", ein Grundstück von ca. 25 Morgen (5 ha), bebaut mit einem von einem Wassergraben umgebenen burgähnlichen Hauptgebäude - die Stalburg-Öde - von Peter Leideleben von Carben. |
~1500 | Bernhard Kuhorn erwirbt den Knoblauchhof und benennt ihn in Kuhhornshof um |
1522 | Die „Bornheimer Heide“ (etwa um den Merianplatz) entsteht durch Einschlag des „Bornheimer Holzes“, da der Erzbischof von Mainz die Holzzufuhr vom Spessart nach Frankfurt unterband und Bornheim mit dem Holzverkauf ein gutes Geschäft mit Frankfurt machen konnte. |
1540 | Justinian von Holzhausen baut die Holzhausen-Oede um und stockt das Hauptgebäude auf. |
1543 | Bau einer Wasserleitung aus hölzernen Röhren zum 2 Kilometer nördlich gelegenen Friedberger Feld |
1552 | Während der Belagerung Frankfurts durch Albrecht Alcibiades Markgraf von Brandenburg-Kulmbach geht die befestigte Holzhausen-Oede, der Kühhornshof, die Bornburg, die Stalburg-Oede sowie die anderen Höfe in Flammen auf und das Nordend wird verwüstet (Faber-Holzschnitt). |
1571 | Die Holzhausen-Oede wird wieder aufgebaut |
1607 | Frankfurt erhält eine Quellwasserleitung aus dem Weidenbornfeld (Weidenbornstraße). |
1628-67 | Die Stadtbefestigung wird durch
einen Gürtel mächtiger, zickzackförmig vorspringender Bastionen samt neuem
Graben modernisiert. Vor dem Eschenheimer Turm wird die Wallcurtine (mittlere Wall-Linie zwischen 2 Bollwerken/Bastionen) mit einem niederen Tor und einer hölzernen Brücke, mit Teil zum Aufziehen, über den Graben durch Festungsbaumeister Joh. Wilh. Dilich angelegt. |
1634 | Herumstreifende kaiserliche
Kroaten legen während des 30-jährigen Krieges am 6. Oktober die Friedberger Warte
in Schutt und Asche Franz. Kompanien sind in der Holzhausen-Öde einquartiert und verwüsten das Anwesen |
1637 | Die Friedberger Warte wird ohne Inneneinrichtung wiederhergestellt. |
1660 | Heinrich von Bertram erwirbt den Kuhhornshof, jetzt Bertramshof |
1663 | Die Holzhausen-Öde wird an eine Gerberei vermietet |
1671 | Vor dem Eschenheimer Tor findet das Städtische Schiessen statt. |
1679 | 2 Soldaten werden auf der Bornheimer Heide u.a. wegen Straßenraubes und anderer Gewalttätigkeiten hingerichtet |
1690 | Die Bornburg wird in Günthersburg umbenannt, nachdem Johann Jakob Günther das Gelände für 5.700 Gulden gekauft hat. |
1700 | Der Wert der bastionären Befestigung ist schon bald nach der Fertigstellung fragwürdig geworden. Ihr Vorfeld, das Glacis, wird hauptsächlich als Weideland, aber auch von Gärtnern benutzt. |
18. Jh | Vor den Stadttoren entstehen Garten- und Landhäuser. |
1707 | Vor dem Eschenheimer Tor findet ein Hauptschießen statt. |
1715 | Am 17. August findet auf der Bornheimer Heide ein großes Kunst- und Ritterschießen statt |
1715/20 | Ein Alchimist wohnt und arbeitet in
der Holzhausen-Oede |
1722 | Johann Jacob Günther stirbt hochverschuldet. Seine Gäubiger verkaufen das 105 Morgen große Gelände. |
1724 | Ab dem 24. August gilt in Frankfurt die Sperrverordnung, in der festgelegt wird, daß jeder, der nach Schließung der Tore (bei hereinbrechender Dämmerung) ankommt, einen Sperrbatzen zahlen muß. |
1727/29 | Das Holzhausenschlösschen wird nach Plänen des französischen Architekten Louis Remy de la Fosse erbaut und wird zum Stammsitz der Familie von Holzhausen. |
1734 | Das Herrenhaus der Stalburger Öde wird von Philipp Jakob von Stalburg zu einem Landsitz umgebaut. |
1743/48 | Fürst Thurn und Taxis mietet das Holzhausenschlösschen. |
1745 | Kaiser Franz I. wird am 25. September - vor seiner Krönung - auf der Bornheimer Heide von Bürgermeister Joh. Carl von Fichard und Dr. Joh. Gramba empfangen, die ihm die Schlüssel der Stadt überreichen. |
1763 | Der Schöff von Adlerflycht richtet sich auf einem ehemaligen Acker- und Wirtschaftshof (zwischen Oberweg und Adlerflychtplatz) einen Sommersitz, den Adlerflycht-Hof ein. Für den Eigenbedarf wurden hier noch 24 Kühe, etliche Ochsen und Schweine gehalten. |
1765 | Zur Kaiserkrönung von Joseph II. erwähnt Goethe in "Dichtung und Wahrheit" Zelte zum Empfang des Kaisers auf der Bornheimer Heide. |
1766 | Johann Georg Petsch ist Besitzer der Günthersburg. |
1771 | Die hölzernen Wasserleitungen
werden durch eiserne ersetzt |
1773 | Ausbau der Friedberger Landstraße. |
1778 | Johann Philipp Bethmann pachtet vor dem Friedberger Tor ein Gartenhaus für den Sommeraufenthalt seiner Familie |
1778/79 | Die letzten Reste der Wälder („Bornheimer Eichwald“), etwa zwischen Günthersburgpark und Friedberger Landstraße, werden gerodet, um mit dem Erlös aus dem Holzverkauf die 1776 nach einem Blitzschlag abgebrannte Bornheimer Kirche wieder aufzubauen (Einweihung am 10. Oktober 1779). |
1785 | Von der Bornheimer Heide aus, auf der sich mehr als 100.000 Menschen versammelt hatten, fliegt Jan Pierre Blanchard am 3. Oktober mit seinem Heißluftballon in nur 39 Minuten bis Weilburg. |
1789 | Die Familie Bethmann-Metzler erwirbt den Gutshof "Zur grünen Burg" |
1790 | Umgestaltung des Holzhausenschen Gutsgeländes in einen Naturpark. |
1792 | Hessen und Preußen erstürmen das Friedberger Tor (gegen Franz. Besatzer). |
1793 | Errichtung des Hessendenkmals vor dem Bethmannhaus am Friedberger Tor durch den Bildhauer J. C. Ruhl. |
1796 | Der französische General Kleber beschießt Frankfurt von der Friedberger Warte und zerstört dabei die Pappelallee auf der Heide. |
1785/1810 | Die Frankfurter Landwehr wird niedergelegt, weil sie keinen militärischen Schutz mehr bietet. |
1804 | Gründung des Philanthropins,
der bedeutendsten jüdischen Schule in Deutschland, durch Sigmund
Geisenheimer, den Prokuristen des Bankhauses Meyer Amschel Rothschild. Der Schulunterricht findet zunächst in der Judengasse statt. Der Pädagoge Gottlieb Anton Gruner gründet die an den Ideen des Pädagogik-Reformers Pestalozzi orientierte Musterschule als Gegenpol zur klassischen Lateinschule |
1804-12 | Die Schleifung der Wallanlagen und ihre Umgestaltung unter Stadtgärtner Rinz beginnt. Dies führt zu einer zunehmenden Bebauung des Nordends. |
1805 | Der Autodidakt Friedrich Fröbel unterrichtet an der Musterschule Rechnen, Deutsch, Zeichnen und Erdkunde |
1806 | Staatsrat Simon Moritz von
Bethmann erwirbt ein großes
Grundstück gegenüber seinem Landhaus und Garten und läßt es als Landschaftspark mit einem Teich
anlegen. Baron von Holzhausen engagiert Friedrich Fröbel als Erzieher seiner 3 Söhne im Anwesen auf der Öde, dem heutigen Holzhausenschlösschen (bis 1810) und ermöglicht ihm und seinen beiden Schülern Adolf und Carl einen mehrjährigen Besuch bei Pestalozzi in der Schweiz. |
1807 | Demolierung der Vorbauten am Eschenheimer Turm und des Torgewölbes mit seinen dicken Mauern. Das äußere Tor vor dem Graben bleibt stehen und wird zu Ehren des Fürstprimas Carl von Dahlberg "Carlsthor" genannt. |
1808 | Ein Frankfurter Bürger namens Ohlenschläger fordert in einem Brief an die "Gesetzgebende Körperschaft" die Entfernung des Eschenheimer Turmes. Mit dem Tod von Johann Adolf Friedrich von Stalburg stirbt die Familie Stalburg aus. |
1809 | Baustatut von Dahlberg Der beim Fürstprimas akkreditierte französische Gesandte Graf d'Hédauville setzt sich für die Erhaltung des Eschenheimer Turmes erfolgreich ein. Am Philanthropin wird eine Mädchenschule eröffnet. |
1812 | Das erste Frankfurter Museum wird gegründet: Das Ariadneum (Odeon). Bereits bei der Eröffnung und über viele Jahre folgend zieht die Bethmann´sche Antikensammlung mit der berühmten: "Ariadne auf dem Panther" Kunstfreunde aus ganz Europa magisch an. Der gesamte Besitz der Familie Stalburg wird versteigert. |
1813 | Napoleon übernachtet auf seinem Rückzug aus Russland am 31.10. im Bethmannschen Gartenhaus. |
~1815 | Familie Lang betreibt in der Friedberger Warte eine Gastwirtschaft |
1824/34 | Eine neue Wasserleitung vom Knoblauchsfeld wird gebaut |
1828 | Der Hauptfriedhof mit dem lsraelitischen Friedhof wird am 1.Juli durch die Bestattung von Maria Catharina Alewyn, geb. Trip, einer niederländischen 52 Jahre alten Adeligen, die im Gasthaus zum Schwan im Steinweg verstarb, in Benutzung genommen. Der Frankfurter Senator und Hessische Geheime Hofrat Johann Adam Beil und der Stadtgärtner Sebastian Rinz haben in ihm eine der schönsten Friedhofsanlagen Deutschlands geschaffen. Der Spätklassizistische Portalbau stammt von Friedrich Rumpf. |
1831 | Im Oktober kommt es zum sogenannten Sperrbatzen-Krawall, der das Leben eines Torwächters fordert. |
1832 | Stadtbaumeister Heß der Jüngere fordert, daß "die sich durch keine architektonische Schönheit auszeichnende plumpe Mauermasse" des Eschenheimer Turms dem neuen Frankfurt Platz machen sollte. |
1836 | Die Sperrbatzen-Verordnung wird aufgehoben. |
1837 | Nach dem Aussterben der Stalburgs (1808) erwirbt die Familie von Rothschild die Stalburger
Öde für 22000 Gulden. Rat Beil verkauft seine Günthersburg an den Frankfurter Bankier Carl Mayer von Rothschild. Sebastian Rinz legt den Günthersburgpark an. Amschel Mayer Rothschild erwirbt den ehemaligen Gutshof "Zur grünen Burg" |
1839 | Amschel Mayer von Rothschild läßt den Wassergraben der Stalburg Oede zuwerfen und das Haus noch einmal renovieren. |
1840 | Familie Rothschild erwirbt den Bertramshof wegen der
umfangreichen Ländereien – die Gebäude verfallen. Der Magistrat genehmigt Friedrich Fröbel, im Philanthropin eine Kinder-Spiel-Anstalt, einen der ersten Kindergärten in Deutschland, einzurichten. |
1841 | 70 Menschen wohnen „vor dem Eschenheimer Tor“ |
1845 | Im Grüneburgpark läßt Anselm Mayer Rothschild den ersten Wasserturm
und das Grüneburgschloss bauen. Friedrich Rumpf erhält den Auftrag zum Bau eines Herrenhauses, der "Villa Günthersburg" von Carl Mayer v. Rothschild. |
1848 | Auf der Bornheimer Heide werden am 18. September die Paulskirchenabgeordneten Fürst Lichnowski und v. Auerswald ermordet. |
1849/51 | Baugesetze schaffen die Voraussetzungen für eine geordnete Entwicklung des Nordends. |
1851 | Erste Bebauungspläne für Humboldtstraße, Oberweg, Glauburgstraße, Fichard-, Bau-, und Finkenhof-Straße erscheinen. |
1852 | Die Geschichte von Hans Winkelsee, dem Wilddieb, der die 9 in die Wetterfahne des Eschenheimer Turmes geschossen haben soll, wird erstmals im Deutschen Sagenbuch von Ludwig Bechstein veröffentlicht. |
1853 | Der Sohn von Staatsrat Simon Moritz Freiherr von Bethmann läßt ein neues Ariadneum direkt an seine Villa am Friedberger Tor anbauen. |
1854 | Der Arzt Georg Varrentrapp setzt sich für den Bau einer Kanalisation in der Eschersheimer Landstraße sowie für ein Gesamtkonzept für den Frankfurter Kanalbau ein. |
1855 | Die Reste der Bornburg werden
abgerissen, das Günthersburg-Schlößchen
wird gebaut, die dazugehörige Orangerie auf den Grundmauern der früheren Burg. Unter der Eschersheimer Landstraße wird ein Kanal nach alter Bauweise gebaut. |
1856 | Beginn des Werbefeldzugs von
Heinrich Hoffmann für ein neues
„Irrenhaus“ Park und Museum der Familie Bethmann werden an die Stadt verkauft. Diese verpachtet das ehemalige Museum an den Cafetier Christian Joseph Milani, der darin und davor ein Restaurant, den "Kursaal Milani" einrichtet |
1857 | Das Gebiet nördlich der Befestigungswälle wird in einer Stellungnahme der Polizeifelddeputation als "künftige Vorstadt" bezeichnet Der Bürger und Handelsmann Georg Sigismund Mack bittet am 9. März den Hohen Senat "um Ertheilung der Erlaubnis zum Betreib einer Eisengießerei und Errichtung einer Dampfmaschine" auf dem eigenen Gartengrundstück an der Eckenheimer Landstraße zwischen Eiserner Hand und Rappstraße. Am 28. Mai wird ihm die Konzession zur Errichtung einer Eisengießerei trotz massiver Proteste der Anwohner erteilt. Im 4. Stock des Eschenheimer Turms richtet sich die neugegründete "Frankfurter Künstlergesellschaft" eine Künstlerkneipe ein. Das Maurische Haus (Blumenstraße 2) wird vom Frankfurter Maurermeister Johann Friedrich Weinsperger errichtet. |
1858 | Der Finkenhof wird in der Finkenhofstraße 17 gebaut. |
1859 | Die Sandwegapotheke wird in der Schellingstraße 1 eröffnet. |
1860 | Der Kaufmann Nikolas Wilhelm Brückner erwirbt das "Maurische Haus" in der Blumenstraße. |
1861 | Stadtplan von Ravenstein |
1862 | Das 1. deutsche Schützenfest findet auf der
Bonheimer Heide statt. Josef Wertheim eröffnet eine Verkaufsniederlassung für Nähmaschinen. | 1863 | Der Chemiker Eugen Lucius, späterer Mitbegründer der Firma Meister,
Lucius Co. (später Farbwerke Höchst) betreibt im Oeder Weg eine kleine Fabrik. Im Rahmen einer Soiree in der Villa Ariadne, dem Landsitz der Bethmanns am Friedberger Tor, serviert Moritz von Bethmann den geladenen Gästen die 1838 erfundenen "Bethmännchen". Kaiser Franz Josef von Österreich, 24 Fürsten und vier Bürgermeister der Freien Städte sollen begeistert Beifall geklatscht haben. Der Frankfurter Fuhrunternehmern Benjamin Roth erhält die Erlaubnis, eine Pferdeomnibuslinie nach Bornheim einzurichten. |
1864 | F.W. Delkeskamp zeichnet den Malerischen Plan von Frankfurt am
Main Fertigstellung des „Irrenschlosses“ am Affenstein Rothschild läßt den Luisenhof bauen. Der Jurist Dr. Friedleben stellt den Antrag, "den Eschenheimer Turm als einen Anachronismus, eine Verunstaltung der Straße, als ein völlig wertloses Objekt ohne historische Bedeutung einzureißen". Der Bürger "Brofft" und der Arzt Dr. G. Varrentrapp konnten den Abriß vehindern. |
1866 | Abbruch des Adlerflychthofes. |
1867 | Das 1849 in Sprendlingen gegründete Bauunternehmen Philipp Holzmann erhielt am 18. April den Auftrag, die im Februar vom Bauamt ausgeschriebenen ersten 10.326 Meter Backstein- und 555 Meter Röhrenkanäle im West- und Nordend herzustellen. |
1868 | Das 3. Deutsche Bundesschießen findet auf dem
Festplatz auf der Bornheimer Heide statt Das Haupthaus des Bertramshofes muss abgerissen werden. Eine 3.216 Meter lange Kanallinie vom Spülwasserreservoir an der Friedberger Landstraße über die Eiserne Hand entlang den Promenaden bis zum Gallustor mit Anschluß an den alten, in den Main mündenden Abzugskanal der Untermainanlage ist fertiggestellt, zwischen Eschersheimer Landstraße, Finkenhofstraße, Oberweg, Eckenheimer Landstraße und Anlagenring soll ein weiteres Kanalbauprojekt von William Lindley nach dem modernen "Schwemmkanal"-Prinzip realisiert werden. Josef Wertheim nimmt in seiner zwischen Burg-, Elisabethen- (heute Petterweilstraße), Germania- und Eichwaldstraße fertiggestellten Fabrik mit achtzig Arbeitern die Produktion von Nähmaschinen auf. |
1869 | Das Brunnenwasser in der Sömmerringstraße ist durch eine Farbenfabrik, das chemisch-technische Labor von Leo Gans, dunkelblau verfärbt. |
1870 | Der 1861 gegründete Diakonissenverein erwirbt das Grundstück für den Bau des Diakonissenhauses an der Eschersheimer Landstraße von der Familie von Holzhausen. |
1871 | Die Firma Philipp Holzmann errichtet am Friedberger Platz einen 30 Meter hohen Ventilationsturm für die Frankfurter Kanalisation. Baubeginn für die Quellwasserleitung aus Vogelsberg und Spessart durch die Firma Aird. Fürst Otto von Bismarck nimmt am 11. Mai an einem Festessen im Hause Mumm von Schwarzenstein im Oeder Weg 56 anläßlich des deutsch-französichen Friedensvertrages teil. |
1872 | Einführung der Pferdebahn in Frankfurt. Sie führte
im Nordend bis zur Adlerflychtstraße. Benjamin Roth stellt seine Pferdeominbuslinie nach Bornheim mangels Lukrativität ein, sie wird aber noch bis 1879 vom Bornheimer Schmiedemeister Sahrholz weitergeführt. Die Bornheimer Heide wird an die Terraingesellschaft Oppenheimer & Weil verkauft. Im Baumweg wird die Landmaschinenhandlung und Reparaturwerkstatt Ph. Mayfarth & Co. gegründet. |
1873 | Das erste Wasser der Vogelsberger Quellwasserleitung strömt in den Hochbehälter an der
Friedberger Warte ein (Wasserpark). Dieses Ereignis wird am 22. November mit einer 35 Meter hohen Fontäne im Bethmannweiher gefeiert. Das Bornheimer Uhrtürmchen wird aufgebaut Die internationale Baubank erwirbt die Stalburg Öde, parzelliert das Gelände und verkauft es als Bauland. Die Seufzerallee wird gefällt. |
1874 | Bau der Diakonissenanstalt. Die 1837 gegründete Blindenanstalt bezieht ihren Neubau an der Adlerflychtstraße 8-12 als Blindenschule, Blinden-Arbeitsbetrieb und Altersheim. Am 9. Juni wirft ein Blitzschlag die Wetterfahne vom Eschenheimer Turm und beschädigt einen Teil der Turmspitze, im Oktober wird ein Blitzableiter installiert. Auf dem Germaniaplatz wird ein Kriegerdenkmal (Obelisk) errichtet. Das Herrenhaus der Stalburg Öde wird um ein Stockwerk erhöht. |
1875 | Die Bebauung war bis 1875 mit einzelnen Häusern nur entlang der genannten
Ausfallstraßen vorgedrungen und endete im Großen und Ganzen am Friedberger
Platz. In Friedhofsnähe gab es Gärtnereien und Steinmetzbetriebe. Die Häuser
der Gesellschaft zur Beschaffung billiger Wohnungen (Gellertstraße) und
der Aktiengesellschaft für
kleine Wohnungen (Germaniastraße) blieben Ausnahmen, wie auch ein
Fabrikationsbetrieb der Margarine Gesellschaft
an der Friedberger Landstraße. In der Sternstraße wird die Goetheapotheke eröffnet. Die heutige Klingerschule wird im Hermesweg 10-12 gebaut. |
1876 | Die Adlerflychtschule (heute Berta-Jourdan-Schule) wird gebaut. Die Elisabethenschule wird als höhere Mädchenschule, hervorgegangen aus der Mädchenabteilung der Musterschule, gegründet Neben dem Eschenheimer Turm wird die Senckenbergische Bibliothek errichtet. |
1877 | Mit der Eingemeindung Bornheims in das Frankfurter
Stadtgebiet beschleunigt sich die städtebauliche Erschließung des Nordends (Gründerzeit). Die Gelnhäuser Straße wird in Berger Straße umbenannt Westlich der Friedberger Landstraße werden die meist städtischen Liegenschaften bis hin zur Nordendstraße erschlossen, die bis zur Mitte der 90er Jahre den Nordrand der bebauten Stadt bildete. Östlich der Friedberger Landstraße weiden auch weiterhin Kühe auf dem teils sumpfigen, vom Weidenborn durchflossenen Gelände. Nach Stuttgarter Vorbild wird als hygienischer Musterbetrieb die Milch-Kur-Anstalt einschließlich Stallungen am heutigen Nibelungenplatz eingerichtet, sie wird 1904 abgerissen. Ein Hr.Liermann ist als Eigentümer der Sömmerringstrasse 11 im Frankfurter Adressbuch verzeichnet. |
1878 | Die Lersnerschule (heutige
Comeniusschule) wird gebaut. |
1879 | Im Herrenhaus der Stalburger Öde wird die Bierwirtschaft "Zur Stalburg" von der Gastwirtsfamilie Doebel eröffnet. Die dritte Linie der von einer privaten belgischen Gesellschaft betriebenen Pferdebahn fährt über Sandweg und Arnsburger Straße bis zum Uhrtürmchen nach Bornheim Schmiedemeister Sahrholz stellt den Betrieb der Pferdeomnibuslinie Frankfurt-Bornheim ein. |
1880 | Im Nordend wohnen 23.000 Einwohner. Das 5. Allgemeine deutsche Turnfest findet auf der „dicken Oede“ an der Bornheimer Heide statt Johanna Diehl übernimmt die Leitung des "Kursaal Milani". Im Bornwiesenweg gründet Ferdinand Klein seine Fabrik für Spezialöle. |
1881 | Die neue Wasenmeisterei (Tierkörperbeseitigungsanstalt) wird in der Nähe der Friedberger Warte erbaut. |
1882 | Anwohner des Nordends schliessen sich zu einem Bürgerverein zusammen. |
1883 | Bau der Merianschule. Eröffnung der Lersnerschule. In der Nähmaschinenfabrik von Josef Wertheim werden von ca. 600 Arbeitern 35.000 Nähmaschinen gefertigt. |
1884 | Bauordnung von
Oberbürgermeister Miquel führt zu
dichterer Bebauung. Bewohner des Wohnumfeldes der Berger Straße fordern wegen des hohen Verkehrsaufkommens (987 Personen pro Tag) die Verbreiterung ihrer Gasse zur Straße. |
1884-1905 | Reste der "villa rustica", ein Teil des römischen Bornheim zwischen Günthersburgpark und Friedberger Landstraße, werden an der Einmündung der Böttgerstraße in die Hartmann-Ibach-Straße von Ch. L. Thomas ausgegraben. |
1885 | Renovierung des Eschenheimer Turms durch Maurermeister und Bauunternehmer J. G. Kugler. Erneuerung der Wetterfahne mit nur 6 Löchern. Im Frankfurter Diakonissenhaus in der Eschersheimer Landstraße wird mit der "Hostien-Produktion" für das Abendmahl begonnen. Der Nähmaschinenfabrikant Joseph Wertheim richtet mit 70.000 Mark Stiftungskapital in der Burgstraße 81 das „Jos. Wertheimsches Vereinshaus", einen Treffpunkt für die Bewohner des Burgblocks mit Bibliothek, Kursen für werdende Mütter und Gartenbauseminaren, ein. |
1886 | Die Merianschule wird eröffnet. |
1887 | Das 9. Deutsche Bundes- und Jubiläumsschießen findet vom 3.-10. Juli auf dem Knoblauchsfeld statt |
1888 | Eröffnung der mit Dampf betriebenen Lokalbahn Frankfurt-Eschersheim. Das Stadtbad am Merianplatz wird eingeweiht. Die Ev.-meth. Zionskirche am Merianplatz wird gebaut. Nach Abriß des alten Gutshofes läßt Freifräulein Luise von Rothschild den Bertramshof etwa 200 Meter östlich wieder aufbauen. Teil dieser neuen Hofanlage ist der zur Eigenversorgung des Gutes dienende Wasserturm. Das Dr. Hochsche Konservatorium errichtet ein Musikschulgebäude an der Eschersheimer Landstraße 4. In der Schwarzburgstraße 66-68 wird die Östereichische Feinbäckerei gegründet. |
1889 | Das Scheffeleck, ein repräsentatives Mietshaus mit dem "Café-Restaurant zum Scheffeleck", wird nach einem Entwurf des Frankfurter Architekten Gustav Klemm errichtet und wird zu einem beliebten stadtnahem Ausflugsziel. Oberbürgermeister Miquel lehnt die Bebauung der "Dicken Oede", dem Gebiet zwischen Friedberger Landstraße und Günthersburgpark bzw. der späteren Burgstraße, ab. Die Stadt erwirbt für 300.000 Reichsmark den Günthersburgpark von den Gebrüdern Helfmann, die den Park, den Luisenhof und das dazugehörige Feld zuvor den Erben Carl Mayer v. Rothschilds abgekauft hatten. |
1890 | Im Nordend wohnen 38.000 Einwohner. Bei der Neueinteilung der Stadtbezirke wird das heutige Nordend als "nördliche Außenstadt und nordöstliche Außenstadt" bezeichnet. (vorher "Gemarkung"). Die Glauburgschule entsteht. 70 Motoren werden von Gewerbebetrieben im Nordend eingesetzt (595 in ganz Frankfurt). Der Vaterländische Frauen-Verein vom Rothen Kreuz eröffnet das Maingau-Krankenhaus. OB Adickes nimmt Bebauungsverdichtung wieder zurück. Der "Ausschuß für Volksvorlesungen" (später "Bund für Volksbildung") wird von Karl Flesch gegründet. |
1891 | Die evangelische Martin-Luther-Kirche wird gebaut. Bebauungsplan Nordend |
1892 | Der 1889 von der Stadt aus ehemaligem
Rothschildbesitz angekaufte Günthersburgpark wird
am 26.Juni für das Publikum geöffnet. Die Rothschildsche Villa war abgerissen worden, die Orangerie blieb. Sie wurde nach dem 2. Weltkrieg zur dt.-ev.-reformierten Gnadenkirche umgestaltet. Das Kaufhaus Lerp bezieht den Neubau in der Bergerstraße 43. Der Apotheker Karl Engelhardt aus der Rosenapotheke läßt im Sandweg eine Fabrik für seine pharmazeutischen Produkte errichten. |
1893 | Die Planungen für den Alleenring und
die Günthersburgallee sind
abgeschlossen. Die Luther-Kirche wird erbaut |
1894 | Der Ausbau des östlichen
Nordends beginnt. Um die Vogelsbergstraße wird gebaut. Die Feuerwache Nordost Burgstraße wird am 17. Nov. zum Schutz des immer dichter besiedelten Nordends bezogen. Mit dem "Frankfurter Fußballclub Germania" wird der erste Fußballverein Frankfurts gegründet, Spielstätte ist die Hundswiese nahe der Miquelallee" In der Egenolffstraße 32-34 wird die "Erste Frankfurter Senf-Fabrik, Inhaber: Andreas Kolb" gegründet. |
1895 | Die Rothschildallee entsteht und die Günthersburgallee wird angelegt. Die Friedberger Warte wird zum Entlüftungsschlot für das Frankfurter Kanalnetz umgestaltet. 45.756 Personen benutzen in diesem Jahr das Merianbad. |
1896 | Im "Scheffeleck" findet anläßlich der »Friedensfeier« am 10.Mai ein großes Doppel-Militärkonzert des "Großh. Hess. Leib-Dragoner-Regiments No. 24 und Großh. Hess. Infanterie-Regiments No. 118" mit Illumination und Bengalischer Beleuchtung des Gartens statt. Hermann Müller und seie Frau Johanna, die "schöne Müllerin", gründen die Apfelweinkelterei und Gaststätte "Zur schönen Müllerin" im Baumweg. |
1898 | Eröffnung der Fürstenberger Mittelschule. |
1899 | Die Egenolff-, Rohrbach-und
untere Martin-Luther-Straße werden bebaut. Nordend-Straßenbahnlinie bis
Ecke Glauburg-/Weberstraße. In der Merianstraße 32 wird die "Wasserhäus'cher"-Firma Gebrüder Krone gegründet. Die erste elektrische Straßenbahn fährt von Bornheim über den Sandweg, durch die Berger Straße, über die Obermainbrücke, durch Sachsenhausen, über die Untermainbrücke, Neue Mainzer Straße - Opernplatz - Reuterweg zum Palmengarten. Die Taubstummenanstalt an der Rothschildallee entsteht. | ab 1900... | zum 2. Teil der Nordend-Chronik |