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Aus : „Zu Gast im Alten Frankfurt" von Wolfgang Klötzer, 1990

Kursaal Milani

Seilerstraße 34

Das schöne klassizistische Gebäude, das noch heute erhalten ist und auch noch gastronomisch genutzt wird, entstand als Privatmuseum des Frankfurter Bankiers und russischen Staatsrates Simon Moritz Freiherr von Bethmann. Er hatte nach Demolierung der Frankfurter Festungswerke hierzu eigens einen Teil der im Entstehen begriffenen Friedberger Anlage von der Stadt erworben (1807) und einen unbekannten Architekten, wahrscheinlich den Frankfurter Baumeister A. F. Kayser, beauftragt, ihm eine Glyptothek für seine beachtlichen Gipsabdrücke antiker Bildwerke zu errichten. Das vermutlich erst 1816 fertiggestellte Bauwerk diente dann vornehmlich der Präsentation von Johann Heinrich von Danneckers Marmorbildwerk »Ariadne auf dem Panther« (heute im Liebighaus), das Bethmann 1810 bestellt und 1816 erhalten hatte. Nach ihm erhielt das Bethmannsche Museum auch den Namen »Ariadneum«; es war der Öffentlichkeit zugänglich, und die erhaltenen Besucherbücher beweisen, daß »tout le monde« in Frankfurt zu Gast war. Als sich der Sohn des Staatsrats ein neues Ariadneum unmittelbar an seine Villa am Friedberger Tor anbauen ließ, wurde 1853 das Museum in der Friedberger Anlage frei; die Stadt erwarb es und verpachtete es an den Cafetier Christian Joseph Milani der darin und davor ein Restaurant einrichtete, den »Kursaal Milani«.
Nun war Frankfurt am Main kein Kurbad, aber es lag im Trend der Zeit, derartig schöne Anlagen kurmäßig zu nutzen, und nicht weit vom ehemaligen Bethmannschen Museum entfernt, in der Bockenheimer Anlage, schenkte man eine Zeitlang in Flaschen abgefüllte Heilwasser aus. Die schöne Lage, auf angeschüttetem Hügel über dem Bethmannweiher, umgeben von alten Parkbäumen, ließ den Gästestrom trotz der abseitigen Lage fließen.
Der Kursaal Milani war seinerzeit eine Attraktion. In den ersten Jahren um 1860 wurden namhafte Künstlerkonzerte veranstaltet, und Vereine, die es sich leisten konnten, arrangierten dort ihre Sommerfeste; Lampionumzüge bei bengalischer Beleuchtung des Weihers nahmen das heutige Lichterfest des Palmengartens vorweg. 1867 übernahm der Sohn Milanis die Leitung des Unternehmens, und 1880 ging es an Johanna Diehl über. In den zwanziger Jahren wurde das Ariadneum als »Ballsaal Odeon« ein Tanzlokal, und der Name Odeon ist unter wechselnden Besitzern bis heute geblieben.

Groß-Frankfurt

Große Eschenheimer Straße 76

An der Stelle des ersten, 1821 neben dem Eschenheimer Turm eröffneten Senckenbergmuseums entstand gleich nach dessen Abbruch 1916 das Vergnügungsetablissement Groß-Frankfurt, ein vielschichtiges Unternehmen mit Varieté, Theater, Restaurant, Café, Bar, Tanzdiele, schließlich auch noch mit dem »Ufa-Palast Groß-Frankfurt«. Ursprünglich hatte der Zweckbau, der noch während des Ersten Weltkrieges (1917) eröffnet wurde, an der dem Eschenheimer Turm zugewandten Eingangsfront noch einen antikisierenden Portikus, der aber mit Einzug des Kinos und der Vergrößerung der Eingangshalle entfiel, womit das Gebäude noch nüchterner wurde. »Groß-Frankfurt« war nach den Eingemeindungen von 1910 und der Tendenz zu weiteren ein kommunalpolitisches Programm der Zeit und in seiner Modernität auch zugkräftig für das Unternehmen.
1919 zählt die Werbung auf: »Varieté, Weinklause, Künstlerbrettl, Zillertal, Altfriesische Fischerstube, Altfränkische Weinstube und Café. Das Angebot an Räumlichkeiten und Attraktionen wechselte ständig.
1925 werden angepriesen: »Weinklause, die führende Kleinkunstbühne Süddeutschlands, Tischbestellungen; Tanzpalais, der Treffpunkt der Frankfurter Gesellschaft, Tanzvorführungen, Konzert, Gesellschaftstanz, Tischbestellungen, Einlaß 8 Uhr, Gesellschaftsanzug erbeten; Wiener Café, angenehmer Aufenthalt, täglich Konzerte, eigene Konditorei; im Hause erstklassige Küche und 1a Weine bei zivilen Preisen.«
Und 1933 hatten sich die Facetten schon wieder geändert: »Vielseitige Art der Unterhaltung: Künstlerklause, die führende Kleinkunstbühne; Eremitage-Tanzbar, der Treffpunkt der eleganten Welt, im Sommer Barbetrieb im Garten; Varieté Bier-Palais, das führende populäre Varieté, jeden 1. und 16.Programmwechsel; Café Groß-Frankfurt, das behagliche Familien-Café, nachmittags und abends Konzerte, außerdem Weinausschank von Originalgewächsen der Preußischen Domäne; Spezial-Restaurant Münchner Löwenbräu mit der kultivierten Küche und den gut gepflegten original Münchner und Pilsner Bieren; Klub- und Gesellschaftsräume für Konferenzen, Sitzungen und Festlichkeiten aller Art.«
Am attraktivsten war zunächst wohl die Kleinkunstbühne »Weinklause«, wo in den zwanziger Jahren Trude Hesterberg und Claire Waldoff von ihrem Frankfurter Publikum stürmisch umjubelt wurden. 1929 wurde daraus die »Künstlerklause«, in der man sich auch zu Modenschauen traf. Am 12.Januar 1929 bestieg hier Prinz Ulco I., alias Architekt Udo von Schauroth, Sohn der Frankfurter Malerin Lina von Schauroth, den Frankfurter Karnevalsthron und verteilte den »Roten Bizepsorden«, der am Oberarm zu tragen war.
Auf der Operettenbühne, die 1929 in das Ufa-Kino umgewandelt wurde, traten Fritzi Massary und Max Pallenberg u. a. auf. In den dreißiger Jahren war vor allem das Konzertcafé »Sanssouci« in seiner anheimelnden roten Plüschgarnitur, den silber und blauen Tapeten ein Besuchermagnet; im Sommer standen Tische und Stühle auf der schmalen Terrasse an der Bleichstraße, die damals bei weitem nicht so stark befahren war wie heute. Richard Kirn berichtet, daß er hier noch während des Krieges Rebhühner ohne Marken bekam. 1938 hatte Arno Dippmann vom »Faust« am Theater die Groß-Frankfurt-Betriebe übernommen; anfangs waren sie vom Sternberg-Konzern geführt worden.

Zum Scheffeleck

Eckenheimer Landstraße 2/Scheffelstraße 1

In napoleonischer Zeit waren die Frankfurter Festungswerke geschleift worden und an ihrer Stelle herrliche Promenaden entstanden, welche die Zeitgenossen entzückten. Der »Anlagenring« umschließt noch heute die Innenstadt. Schon 1818 schrieb Anton Kirchner in seinen »Ansichten von Frankfurt am Main und seiner Umgegend«: »Die Gartenanlagen und Spaziergänge auf den ehemaligen Wällen und Vorwerken sind eine Zierde, welche Frankfurt der neueren Zeit verdankt. Wo einst nur kriegerischer Ernst hinter den steifen und winkelrechten Geburten der Befestigungskunst lauerte, da blühet jetzt das Jugendleben zahlreicher Pflanzen in seiner schönsten Fülle. Aus den Wällen und Basteien sind vielfach gestaltete freundliche Gärten geworden ... Auf der Böschung des Grabens erheben sich angenehme Spaziergänge ... Breite, umschattete Hauptwege, an welche sich Blumen- und Sträuchergruppen reihen, nehmen diejenigen auf, welchen es lieb ist zu sehen und gesehen zu werden. Tiefer liegende Gänge führen die Freunde der Einsamkeit zu stillen Ruhebänken unter den kühlenden Schatten der Hängebirken und Silberpappeln. Neben den Anlagen ziehet die Straße hin, auf welcher Lustwagen und Reiter sich durchkreuzen. Jenseits des Weges lachen wieder Gärten und Landhäuser den Spaziergänger an ... Ohngefähr im Mittelpunkt des Spazierganges hat ein Zuckerbäcker sich ein Hüttchen angebauet, um seine Waare an den Mann zu bringen. Der runde, mit Kastanienbäumen regelmäßig angepflanzte Raum würde noch besser ins Auge fallen, wenn einige auserlesene Marmorbüsten ihn verschönerten und die Vorübergehenden zugleich an manchen von jenen Trefflichen erinnerten, welche durch freies Wort und kühne That das Vaterland von seiner jüngsten Unterdrückung gerettet haben.« Soweit Anton Kirchner. just an der von ihm beschriebenen Stelle der Eschenheimer Anlage setzte ihm die Stadt durch den Bildhauer Heinrich Petry 1879 ein Denkmal, seine Porträtbüste in Bronze: »Dem Geschichtsschreiber seiner Vaterstadt errichtet von seinen dankbaren Mitbürgern«. Auf der anderen Seite der Straße entstand 1889 das »Scheffeleck«, ein repräsentatives Mietshaus nach einem Entwurf des Frankfurter Architekten Gustav Klemm, das in seiner ansprechenden Neurenaissance beispielhaft in architektonische Mappenwerke der Zeit eingegangen ist. Den rechten Parterreteil seiner Scheffelstraßenfront nahm das »Café-Restaurant zum Scheffeleck« ein, das mit seinem angrenzenden Garten bald zu einem beliebten stadtnahen Ausflugsziel wurde. Regelmäßig fanden hier vor dem Ersten Weltkrieg bei geringem Eintritt Militärkonzerte statt, so anläßlich der »Friedensfeier« am 10.Mai 1896 ein großes Doppelkonzert des »Großh. Hess. Leib-Dragoner-Regiments No. 24 und Großh. Hess. Infanterie-Regiments No. 118« mit Illumination und Bengalischer Beleuchtung des Gartens. Doch bald verdichtete sich auch hier die Baustruktur. Die Presse meldete am 13. März 1935, nachdem das Restaurant schon 1926 eingegangen war: »Der alte Scheffelgarten verschwindet. Das frühere, jedem alten Frankfurter bekannte Vergnügungslokal, der ehemalige Scheffelgarten, verschwindet jetzt endgültig. Die Bäume des an der Hebelstraße zwischen Friedberger Landstraße und Scheffelstraße liegenden Gartengeländes werden gefällt. Auf dem Gelände werden drei Etagenhäuser mit Dreizimmerwohnungen errichtet.« Das Haus aber steht noch heute, allerdings ohne die ursprüngliche Dachpartie, für die in der Nachkriegszeit ein flaches fünftes Geschoß aufgesetzt wurde.

Café Grüneburg

Grüneburgweg

Wenn das Grüneburgschlößchen Gäste hatte, so waren dies die meiste Zeit seines Bestehens die Freunde des Hauses Rothschild. Willy Carl von Rothschild, der Enkel des Bankgründers, hatte sich die Gartenvilla 1845 von dem Baumeister Jakob von Essen in einem eigenwilligen, unkonventionellen Stil errichten lassen, der zwar französischer Schloßbauweise ähnelte, aber in seiner spielerisch dekorativen Formensprache etwas zeitlos märchenhaft Phantastisches verkörperte. Nicht ohne Grund war das Grüneburgschlößchen für die Frankfurter das Märchenschloß schlechthin.
Wer den Park im englischen Stil anlegte, weiß man nicht; den späteren Ausbau bis zu seiner heutigen Größe von über 26 Hektar bewirkte Heinrich Siesmayer, der auch den Palmengarten gestaltete. Das mehrfach erweiterte Grundstück hat eine lange Geschichte: Ackerland und Baumwiesen des »Affensteiner Feldes« gehörten ursprünglich größtenteils zum Schönhof in Bockenheim. Aber hier besaß auch die Familie Bethmann-Metzler das ehemals Riesesche Gut mit einem Landhaus, das 1796 an die Tochter Elisabeth, Gattin des damals braunschweigisch und mecklenburgstrelitzischen Ministerresidenten beim Oberrheinischen Kreis, Geheimer Legationsrat Joachim von Schwartzkopf, fiel. Auch Goethes Großvater, der Gasthalter vom Weidenhof auf der Zeil, hatte dort einige Baumstücke und Wiesen, die seine Tochter, Goethes Mutter, 1792/93 an das Gut verkaufte, wobei für den Sohn tausend Gulden abfielen. Seit etwa 1789 nannte man das Gut »Zur Grünen Burg«. Sie war in dieser Zeit ein Treffpunkt der Frankfurter Gesellschaft. Goethe, ein Freund des Hauses Bethmann-Metzler und des Herrn von Schwartzkopf, besuchte 1797 die Grüneburg und berichtete darüber in seiner »Reise in die Schweiz im Jahre 1797«: »Gestern war ich bei Herrn von Schwartzkopf, der mit seiner jungen Frau auf einem bethmannischen Gute wohnt. Es liegt sehr angenehm, eine starke halbe Stunde vor der Stadt vor dem Eschenheimer Tore auf einer sanften Anhöhe, von der man vorwärts die Stadt und den ganzen Grund, worin sie liegt, und hinterwärts den Niddagrund bis an das Gebirg sieht. Das Gut gehörte ehemals der Familie der von Riese und ist wegen der Steinbrüche bekannt, die sich in dem Bezirk desselben befinden. Der ganze Hügel besteht aus Basalt, und der Feldbau wird in einem Erdreich getrieben, das aus Verwitterung dieser Gebirgsart sich gebildet hat. Es ist auf der Höhe ein wenig steinig, aber Früchte und Obstbäume gedeihen vortrefflich. Bethmanns haben viel dazugekauft, und meine Mutter hat ihnen ein schönes Baumstück, das unmittelbar daranstößt, abgelassen.« Die Freundschaft zwischen dem Haus Goethe und dem Haus Bethmann-Metzler hatte sich auch auf das Haus Schwartzkopf übertragen und beschränkte sich nicht nur auf gelegentliche Besuche. Man traf sich mit anderen, so der Schriftstellerin Sophie La Roche aus Offenbach, zum Essen oder zu Lesekränzchen, bei denen man die Klassiker mit verteilten Rollen las. 1837 gelangte die Grüneburg in den Besitz der Rothschilds. 1935 fiel der Park an die Stadt, die im Grüneburgschlößchen ein Café einrichtete, das 1938 eröffnet wurde. Nach Arno Dippmann übernahm es 1940 Emil Goll. Es war beim Frankfurter Publikum außerordentlich beliebt, doch zerstörten die Luftangriffe auf Frankfurt schon 1944 die Idylle. Nach dem Krieg wurden die Reste abgeräumt. Heute erinnert nur noch das Goldfischbecken an die einstige Pracht. Der Grüneburgpark mit seinem alten Baumbestand aber ist der schönste in ganz Frankfurt.

Affensteiner Felsenkeller

Affensteiner Weg (Lübecker Straße) 19

Auch die »Felsenkeller«, in den Berg gehauene Bierdepots, die oberirdisch gastronomisch genutzt wurden, waren beliebte Ausflugsziele, zumal sie meist erhöht lagen. Henrichs Felsenkeller am Mühlberg oberhalb der Offenbacher Landstraße entstand schon 1837, ein ähnlicher auf Frankfurter Seite lag am Beginn des Röderbergweges; seine Stützmauern sind noch heute an der Ostparkstraße sichtbar. Nahe der Eschersheimer Landstraße, im Affensteiner Feld gegenüber der Einmündung der Cronstettenstraße, wurde um 1865 für die Brauerei Schmidt der »Affensteiner Felsenkeller« erbaut, oberirdisch mit Saalbau, Gaststuben und Wohnungen recht geräumig, aber lediglich in einfacher Fachwerkkonstruktion. Der Saal faßte 300 Personen, der von Kastanien beschattete Wirtsgarten die doppelte Anzahl von Besuchern; eine rückseitig verglaste Veranda schützte vor den Unbilden der Witterung. Über mangelnde Beliebtheit konnte der Affensteiner Felsenkeller, obwohl anderthalb Kilometer vor der Stadt, nicht klagen. Man erreichte ihn zu Fuß vom Opernplatz über den Reuterweg oder über den Oeder Weg und das Holzhausenschlößchen. Als seit 1888 die »Knochemihl«, das heißt die Dampfbahn der Frankfurter Lokalbahn AG., regelmäßig nach Eschersheim fuhr - eröffnet wurde sie als Pferdebahn -, verstärkte sich der Zuspruch, und ganze Gesellschaften nutzten die Gelegenheit, ohne Anstrengung hin und zurück zu kommen. Wenig nördlich, an der Einmündung der heutigen Miquelallee in die Eschersheimer Landstraße, lag die »Hundswiese«, seit der Jahrhundertwende ein beliebtes Groß-Spielfeld, wo Sportveranstaltungen, aber auch große Volksversammlungen stattfanden, bevor 1925 das Waldstadion gebaut wurde. Die zurückflutenden Massen blieben dann gern im Affensteiner Felsenkeller hängen. Wenig Westlich von ihm lag, ganz in Grün gebettet, die Frankfurter Irrenanstalt, die bis 1888 der Nervenarzt Dr. Heinrich Hoffmann leitete; er ist mehr als Verfasser des »Struwwelpeter« bekanntgeworden. Die sehr ausgedehnte Vierflügelanlage wurde 1864 bezogen und wegen ihrer verspielten Neugotik auch das »Irrenschloß« genannt. Man sagte in Frankfurt leichthin: »Du kommst auf den Affenstein«, womit dann aber nicht der Felsenkeller gemeint war. Die Anstalt veraltete bald und wurde 1929 für das Verwaltungsgebäude der I. G. Farbenindustrie von Hans Poelzig abgebrochen. Um diese Zeit war auch das Schicksal des Affensteiner Felsenkellers besiegelt, denn er fiel ebenso wie der wenig südlich gelegene Bartmannshof schon 1928 in die Straßenplanung der Hansaaallee.

Zur Friedberger Warte

Friedberger Landstraße 360

Die Friedberger Warte ist im Kern ein spätgotischer Wartturm von 1478 mit einem rechteckigen Wehrhof von rund 22 mal 28 Metern. Die Jahreszahl befindet sich über dem Reichsadler, der zwei Frankfurter Adler in den Klauen hält, auf halber Höhe der Westseite des Turmes. Die spitzbehelmte, von einem engen Zwinger umrundete Warte nimmt die Nordwestecke ein und steht an der Abzweigung der Homburger von der Friedberger Landstraße. Sie beschirmte das Frankfurter Stadtgebiet mit seiner Gemarkung und Bornheim gegen Nordosten. Das dazugehörige Wachhaus lehnt sich mit Küche und Brunnenstube an den Turm an, nimmt die Westseite des Hofes ein und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts um den Oberstock erhöht. Nachdem die Warte ihre Verteidigungsfunktion eingebüßt hatte, wurde das Haus als Wirtschaft eingerichtet, wobei der Wirt noch eine Reihe von Jahren für die Stadt das Chausseegeld kassierte. Das verschieferte Fachwerkgeschoß des Turmes diente seit 1875 als Aussichtsstube, bis der Turm 1895 zum Entlüftungsschacht der Frankfurter Kanalisation herabgewürdigt wurde.
1935 übernahm Karl Fischer die Wirtschaft, nachdem sie 120 Jahre im Besitz der Familie Lang gewesen war. Die Friedberger Warte hat heute sehr an Romantik eingebüßt, denn sie steht mitten in einem riesigen Verkehrskreisel, doch schirmt die Umfriedung des bewirtschafteten Hofes den Verkehrslärm ab. In der Nähe von Huthpark, Heiligenstock und Lohrberg liegt sie auch heute noch im Bereich beliebter Frankfurter Spazierwege. Nach wie vor ist sie die am besten erhaltene unter den Frankfurter Warten, von denen außer ihr nur noch die Sachsenhäuser Warte bewirtschaftet ist.

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