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Aus „Die Stadt Frankfurt am Main und ihr Raum", Paul Menne, 1963

Geologie

...Die Ablagerungen des Oligozäns (die dritte Epoche des Tertiärs vor 38-24 Mio. Jahren, wird von einer Abkühlung des Weltklimas und einem Abfallen des Meeresspiegels geprägt) bestehen also aus Tonen, Sanden und Mergeln. Im daraufliegenden Miozän (23 - 5 Mio. Jahre vor heute) dagegen überwiegen die Kalkablagerungen. Neu einsetzende Meerestransgressionen lagern gerade bis Frankfurt die Cerithienschichten, Kalke mit Sanden, ab und dann die nicht mehr marinen Corbiculakalke, die bei Frankfurt etwa 50 m mächtig sind. Vor allem bilden sie das Hauptgestein des Sachsenhäuser Berges und des Röderberges. Die Aussüßung des Meeres geht jetzt sehr schnell vor sich, während der Ablagerung der Hydrobienschichten, typischer Brackwasserablagerungen, die bei Frankfurt vor allem mergelige Ausbildung zeigen. Sie führen vielfach Sulfide von Leichtmetallen, die durch Wasser unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff zersetzt werden und so Anlaß zur Bildung sogenannter Faulbrunnen geben, wie z.B. in der Nähe der westlichen Hauptverwerfungsspalte des Frankfurt-Offenbacher Horstes im Nizza (Grindbrunnen). Mit den Hydrobienschichten erreicht die zweite Periode der Ablagerungen des Mainzer Beckens ihr Ende. Die Abschnürung des Beckens nach außen führt schließlich zur völligen Austrocknung, und es bricht im eigentlichen Mainzer Becken nunmehr eine Festlandszeit an, die während des ganzen Restes des Miozäns anhält. Erst im Obermiozän dringen von Nordosten her wieder Sülßwasserseen vor, die die sogenannten Landschneckenmergel vor allem an der Bockenheimer Landstraße (Palmengarten und zwischen Eckenheimer und Eschersheimer Landstraße) und die Melanienschichten bei Ginnheim als gelbliche bis graue Mergel zur Ablagerung bringen. Diese Schichten sind dann in Frankfurt und Umgebung von braunkohleführenden Tonen überlagert, die in einzelnen Schichtlagen glatte Hydrobien enthalten, so am Palmengarten, auf der Ginnheimer Höhe und bei Bommersheim.

Über den eben erwähnten Schichten folgen Sande fluviatalen Ursprungs, mit einzelnen Tonen und Geröllagen durchsetzt. Darüber folgt dann im Pliozän (5 – 1,6 Mio. Jahre vor heute) in unserem Gebiet eine Trappdecke, die wohl ursprünglich vor allem nach Südosten zu viel größere Ausdehnung hatte; es sind heute nur noch wenige Reste vorhanden: Bei Bonames, Eschersheim, Eckenheim, Bockenheim und an der Grüneburg. Auch an der Louisa findet man diese Art von Basalt. Die Entstehung der Trappdecke fällt etwa mit den Ergüssen in Rhön und Vogelsberg zusammen.....

Die Böden

...größte Ausdehnung findet der Löß westlich der Nidda. Hier sind sandige Diluvialablagerungen gering, sie sind zwischen Höchst und Sindlingen etwas verbreiteter. Aber auch nördlich der Innenstadt im Gebiet von Eckenheim, Preungesheim und Berkersheim nimmt der Löß noch größere Flächen ein. Hier allerdings sind diese Flächen nicht mehr so geschlossen, vor allem nach Süden zu überwiegen dann Ablagerungen von Sanden und Kiesen. Auch hier ist die Abwandlung zu Lößlehm und Lehm schon viel weiter fortgeschritten als im Gebiet westlich der Nidda. Erich Böhme ist der Ansicht, daß der Löß auf dem Bergener Rücken äolisch zur Ablagerung gekommen ist, an den Talflanken lehmig oft abgespült als Gehängelöß auftritt, während er etwas höher am Talrande und auf der Höhe bisweilen recht rein vorkommt (Primärlöß). Nordostwärts der Innenstadt treten dann schon vor allem in Bornheim, am Röderberg und im Gebiet von Seckbach die Schichten des Tertiärs, die zum Teil sehr kalkreich sind, an die Oberfläche. So tritt dann an den Hängen oft eine Vermischung von Löß mit den Ablagerungen des Tertiärs und des Diluviums vor allem mit Kiesen und Sanden ein; der daraus entstehende Boden eignet sich besonders gut für den Obstbau.

An den Hängen spült das Wasser vielfach die Verwitterungsprodukte fort, so daß dort noch unverwitterter Löß mit hohem Kalkgehalt zutage tritt. Im Wesentlichen sind aber die an einzelnen Stellen an die Oberfläche tretenden Sande und Kiese der Ablagerung des Tertiärs oder des Diluviums unfruchtbar und eignen sich eigentlich auch nur für den Obstbau...

Oberflächenformen und Klima

Das Klima Frankfurts zeigt für deutsche Verhältnisse außergewöhnlich hohe Temperaturen. Sie sind in erster Linie durch die morphologische Lage bestimmt. Die Domspitze, nach der die Ortslage gemessen wird, weist folgende Werte auf: 50° 6‘ 43,8“ nördliche Breite und. 8° 41‘ 09,4“ östliche Länge. Der Pfarrturmsockel (Dom) liegt rund 100 m über NN. Der überwiegende Teil der mit Häusern überbauten Gemarkung erstreckt sich in der Main- bzw. Niddaniederung in Höhenlagen zwischen 90 und 110 m. Der niedrigste Punkt der Stadt befindet sich am Mainufer an der Gemarkungsgrenze Frankfurt-Sindlingen und Okriftel mit nur 88 m über NN; den höchsten Punkt bildet die Berger Warte zwischen Frankfurt, Seckbach und Bergen mit 212 m.

Die Altstadt liegt in etwa 102 m Höhe an einer Enge des Mains (Franconofurt). Die Lage begünstigte die Errichtung von hochwasserfreien Siedlungen auf beiden Ufern in der Höhe der Alten Brücke. Der Sachsenhäuser Berg erreicht mit der Goetheruhe (149 m) und. der Sachsenhäuser Warte (138 m) seine höchsten Erhebungen. Sein Gelände fällt jedoch ziemlich schnell zum Main (95 m), nach Niederrad (94 m) und zum Bahnhof Oberrad (98 m). Wegen seiner geringen Ausdehnung bildet der Sachsenhäuser Berg, der nur 60 m über dem Main liegt, für die von Süden kommenden Winde kein großes Hindernis. Die am Rande des Berger Rückens gelegenen östlichen Vororte Bornheim, Seckbach, Preungesheim und Berkersheim weisen von allen Wohnvierteln Frankfurts mit Höhenlagen bis zu 140—150 m die höchsten Werte auf. In den nord—westlichen Vororten von Zeilsheim bis Niederursel macht sich der langsame Anstieg des Geländes zum Taunus bereits bemerkbar, setzt jedoch erst jenseits der Gemarkungsgrenze in stärkerem Maße ein. Nach Westen und Südwesten öffnet sich die Frankfurter Gemarkung völlig der flachen Beckenlandschaft des Rhein-Main-Gebietes, das im Süden unmittelbar in das klimatisch noch begünstigtere Oberrheintal übergeht.

Infolge dieser Bodengestaltung wird Frankfurt durch den Taunuskamm und die Ausläufer des Vogelsberges vor N-, NE-, NW- und E-Winden geschützt, bzw. wird deren Gewalt mindestens abgeschwächt.

Warme S- und SE-Winde, besonders aber die feuchtwarmen SW- und W—Winde haben dagegen ungehinderten Zutritt. Besonders der warme Südwestwind ist in Frankfurt im Jahresmittel mit 30,5 v.H. die häufigste Windrichtung. Sonst ist die jährliche Windverteilung ziemlich ungleichmäßig, was durch die Kessellage der Stadt bedingt ist. Bei den täglichen Beobachtungen fällt gegen 8.oo h ein großer Überschuß von N- und NE-Winden auf. Es handelt sich dabei um kühle Bergwinde, die nachts vom Taunus herabwehen. Um 14.00 h überwiegen die SW- und W-Winde, Talwinde, die von dem erwärmten Rhein-Main-Gebiet zum Taunus strömen. Die monatliche mittlere Windgeschwindigkeit schwankt zwischen 2,81 m/sec im Juli und 3,74 m/sec im Dezember; in höheren Lagen, z.B. am Heiligenstock, wird sie erheblich größer.

Die Lufttemperatur betrug für den Zeitraum von 1851 - 1930 in 2 m Höhe 9,7°C, die Jahresschwankung 18,4°. Die vieljährigen Mittel der in jedem Jahr beobachteten höchsten und niedrigsten Temperaturen bieten sich mit 33° und –13° an. Diese klimatischen Werte werden nur noch durch die Städte des Oberrheintales übertroffen. Die Vegetationsperiode ist von recht langer Dauer. Der physiologische Frühlingsanfang, d.h. die Zeit, von der an das Thermometer einen dauernden Tagesdurchschnitt von 10° anzeigt, setzt im Rhein—Main-Gebiet 2 — 3 Wochen früher als im norddeutschen Küstenbereich ein und hält 125 Tage ununterbrochen an. Nun hat die Bodentemperatur die Höhe erreicht, deren die meisten Pflanzen zu ihrer Erwärmung bedürfen. Die Apfelbliite beginnt wie in der Oberrheinebene am 23. April; sie ist nur in wenigen Landstrichen, wie z.B. an der Bergstraße einige Tage früher. Die warme Temperatur in Frankfurt begünstigt den Obst- und Gemüseanbau. Der erste Frost beginnt im Durchschnitt am 5.11., der letzte Frost endet am 5.4. Die Zahl der frostfreien Tage beträgt somit im Jahr 212, während sie im nahe gelegenen Gießen nur noch 175 Tage ausmacht.

Bezüglich der Temperaturwerte gibt es im Großstadtbereich nun ganz erhebliche Unterschiede, da die Asphaltdecke und die Steinmassen der Häuser die Wärmegrade künstlich in die Höhe treiben. Auch die künstlich erzeugte Wärme, die sich aus den Verbrennungsgasen, der Beheizung und anderen Faktoren zusammensetzt, treibt die Temperaturen in die Höhe. So kommt es, daß z.B. die Vegetationsperiode in einigen im Häusermeere geborgenen Gärten einige Tage früher als in den Außenbereichen einsetzt. Klimatische Unterschiede können aber auch durch die Bodengestaltung hervorgerufen werden. So wird von der Sonneneinstrahlung das Gebiet zwischen Bockenheim und Bornheim besonders gut erfaßt, weil sich das rechtsmainische Frankfurt an dieser Stelle mäßig nach Süden neigt. Parkanlagen und der Anlagering wirken auf die Sommertemperaturen ermäßigend. Die größte Temperaturdifferenz wurde innerhalb Frankfurts zwischen der Hauptwache und dem Brentanopark um 23 Uhr festgestellt; sie betrug 3,9°. Dieser Unterschied ist auf den kalten Taunuswind zurückzuführen.

In Bezug auf die Niederschläge ist Frankfurt nicht günstig gestellt, was auf seine Regenschattenlage hinter dem Taunus und Hunsrück zurückzuführen ist. Die Niederschläge betrugen im 80-jährigen Mittel zwischen 1851 und 1930 nur 614 mm; in dem extrem regenreichen Jahr 1958 erreichten sie zwar die Höhe von 828,4 mm, doch reichen sie selbst in Normaljahren knapp für die Landwirtschaft, aber kaum für den Gartenbau aus. Der Westen, d.h. das Gebiet zwischen Höchst und der Innenstadt, aber auch Schwanheim und Niederrad, ist noch viel trockener. In den westlichen Randgebieten erreichen die Niederschläge häufig nicht einmal 500 mm. Darum sind die Gärtnereien zur zusätzlichen künstlichen Beregnung übergegangen. In kleineren Gärten behilft man sich durch eifriges Gießen, doch mußte dies wegen der Wasserknappheit in trockenen Jahren noch vor einigen Jahren von den Stadt-werken untersagt werden, um den Wasserbedarf der Großstadt notdürftig sicherzustellen. Die Regen fallen vorwiegend als Sommerregen.

Die Bewölkung wird in Zehnteln der sichtbaren Himmelsfläche gemessen; sie beträgt im Jahresmittel 6 3/10. Sie ist in Frankfurt im Mai, August und September mit je 5 5/10 als Monatsmittel am geringsten und mit 7 8/10 im Dezember am stärksten.

Die relative Luftfeuchtigkeit ist mit 76 v.H. außerordentlich hoch, die Jahresschwankung liegt bei 20 v.H. Die tagsüber kälteste Station besitzt die höchste relative Luftfeuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit erreicht in den Wintermonaten am Spätnachmittag meist den Sättigungsgrad und bildet Nebel, der seine Ursache in der aufsteigenden wärmeren, feuchten Stadtluft hat. Dieser Nebel und die Luftverunreinigung im engeren Stadtbereich führten zu einer Verlagerung der Wohngebiete der gutsituierten Schichten an die Peripherie der Großstadt und in neuerer Zeit bis in die Taunuarandgemeinden.

In einer Stadt von der Größe Frankfurts spielt wegen der starken Industrialisierung, der zahlreichen Kamine und des ständig anwachsenden Verkehrs die Luftverunreinigung eine so große Rolle, daß sie allmählich gesundheitsschädigend wirkt. Auf jeden km der Innenstadt sinken pro Tag 300 kg Staub nieder, bei dem es sich meist um klebrigen Ruß handelt. Am höchsten sind die Meßergebnisse in der Nähe großer Kraftwerke. So fielen an der Gutleutstraße pro Tag etwa eine Handvoll Schwebestoffe pro qm nieder.

Der starke Kohlenoxydgehalt der Luft verursacht bei empfindlichen Menschen Kurzatmigkeit und leichten Kopfschmerz. Die Meßwerte am Wiesenhüttenplatz (Nähe von Kraftwerk und Hauptbahnhof) haben inzwischen gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen von Schwefeldioxydgasen erreicht. Besonders bedenklich dabei ist, daß das Hauptindustriegebiet von Frankfurt im W bzw. SW von Frankfurt liegt (Höchst, Griesheim, Gallusviertel). So bringen die vorherrschenden SW- und W-Winde außer Ruß und Staub auch noch die Gase der chemischen Industrie nach Frankfurt. Auf welche Ursachen die räumliche Fehlanlage dieser Industrien zurückzuführen ist, wird in den nachfolgenden Kapiteln noch erörtert.

Abends strömt die kalte schlechte Luft der Innenstadt wegen ihres schwereren Gewichts hinunter zum Main, wobei ihre gesundheitsgefährdenden Bestandteile besonders in die Anlagen des Nizza gelangen. Darum werden neue Krankenhäuser auf hochgelegenen Stellen, z.B. das Markuskrankenhaus auf der Ginnheimer Höhe errichtet. Sonst ist zu sagen, daß sich in einer Großstadt wie Frankfurt außerordentlich unterschiedliche klimatische Verhältnisse vorfinden, die den vielfältigsten Einflüssen unterworfen sind. Man versucht, bei der modernen Bebauung durch größere Rasenflächen und auseinanderliegende Häuserblocks eine bessere Entlüftung herbeizuführen, und sorgt von Seiten der Stadtverwaltung für eine gute Unterhaltung der öffentlichen Grünanlagen sowie die Erhaltung des bebauten Grüns (Kleingärten, Niddawiesen), um die schädigenden Faktoren möglichst gering zu halten.

zur Klimadaten-Tabelle

Geschichtlicher Überblick

...
Der Wiederaufbau Frankfurts seit 1945

Die Amerikaner errichteten in der Metallgesellschaft im Reuterweg ihre örtliche Kommandantur und machten das IG-Hochhaus zum US-Hauptquartier. Bereits am 29.3.1945 wurde auf Befehl des Kommandanten ein “council“ aus Frankfurter Bürgern gebildet, das den neu eingesetzten „amtierenden Bürgermeister“ Wilhelm Holbach vereidigte.Im Juni 1945 wurde der council durch einen „Bürgerrat“ ersetzt, in dem die neu entstandenen Parteien SPD, CDU, LDP und KPD paritätisch vertreten waren. An Stelle von Holbach wurde Dr. Kurt Blaum zum Oberbürgermeister eingesetzt. Ein Kollegium von “Beigeordneten“ machte unter ihm die Kommunalverwaltung wieder arbeitsfähig. Eine besondere Unterstützung erfuhr die Stadtverwaltung durch die Initiative der Industrie— und Handelskammer. Bereits zu dieser Zeit setzte eine starke Rückwanderung der evakuierten Bevölkerung ein.

Viele unzerstörte Produktionsstätten waren von der Militärregierung beschlagnahmt worden; in dem nahezu unzerstörten Stadtteil beiderseits der Eschersheimer Landstraße wurde ein Riesenkomplex als “Sperrgebiet“ beschlagnahmt und wegen des damaligen Fraternisierungsverbots von Stacheldraht umgrenzt. Der innerstädtische Verkehr wurde dadurch lange Zeit erheblich gestört. Der Personenverkehr auf der Eisenbahn setzte im Jahre 1945 erst schwach, ein geregelter Güterverkehr sogar erst 1946 ein. Bevor man an die eigentliche Aufbauarbeit gehen konnte, war die Trümmerbeseitigung vordringlich. Um einen chaotischen Aufbau zu verhindern, wurden am 20.12.1945 alle Gebäudetrümmer von der Stadtverwaltung beschlagnahmt. Trotz seiner Zerstörung wurde Frankfurt wegen seiner wichtigen Lage an Flugplatz und Autobahn zum US-Hauptquartier bestimmt und trug darum von allen hessischen Städten die größten Besatzungslasten...

DAS BILD DER STADT IM LAUFE DER JAHRHUNDERTE

Das Stadtgebiet entwickelte sich aus dem für heutige Begriffe winzigen Pfalzbereich von knapp 5 ha zu einer Großstadt mit 19 466 ha Fläche. Der eigentliche Wohnbereich macht mit 25,6 v.H. überbauter Fläche und dem Straßennetz von 11,1 v.H. nur ein Drittel aus. Bei dem Rest sind die landwirtschaftliche Nutzfläohe mit 6660 ha (34,2 v.H.) und der Wald mit 5726 ha (19,2 v.H.) noch relativ stark vertreten. In den Stadtkreis wurden seit 1877 die Stadt Höchst und 24 ursprünglich ländliche Gemeinden eingemeindet, von denen Bockenheim ebenfalls Stadtrechte erhalten hatte.

Bis zur Entwicklung der heutigen Stadtlandschaft war ein weiter Weg, den man am besten in das Wachstum der Stadt vom inneren Kern her und die Stadterweiterungen durch die Eingemeindungen einteilen kann.

Die Stadterweiterung von innen begann nach der Gründung der Staufenstadt mit dem Ausbau der Neustadt und des Fischerfeldes. Sie fand nach der Niederlegung der Wälle und einer ringförmigen Ausweitung der bebauten Fläche mit dem Heranwachsen von Bornheim und Bockenheim ihren Abschluß. Hier ist heute noch deutlich erkennbar der geschlossene Wohnbereich zu Ende.

Die Stadterweiterung von außen wurde 1928 beendet, doch ist die bauliche Eingliederung der Außenbezirke noch im Fluß. Die Stadtplanung versucht, den geschlossenen Siedlungsbereich mit den durch die Eingemeindungen hinzu gekommenen Außenbezirken zu einem organischen Ganzen zu verbinden.

Zeit                          Stadterweiterungen                              Zuwachs       Gesamt in ha

Um 1000                 Pfalzbereich                                                                               5

1150/1160              Staufenstadt (ohne Alt—Sachsenh.)           rd.43                      48

1333                       Neustadt, Ausbau Sachsenhausens                80                    128

seit 1628                 Vorschieben der Wälle usw.                         107               ca. 235

nach 1804               Niederlegung der Wälle                              6770                  7005

1.1.1877                 Eingemeindung von Bornheim                      445                  7440

1891 u. 1895          Sandhof und Bockenheim                            579                  8019

1.7.1900                 Niederrad, Oberrad, Seckbach                    1576                  9385

1.4.1910                 11 Dörfer des Landkreises Ffm.                 4087                13482

1.4.1928                 westl. Vororte und Fechenheim                  5986                19468

...Auch nach der Niederlegung der Festungswerke beschränkte sich der weitere Ausbau der Stadt in erster Linie auf den Raum innerhalb der Anlagen. Eine Verdichtung der früheren Besiedlung erfolgte im Norden und Nordosten der Neustadt, außerdem rückte das Fischerfeld bis an den Anlagenring vor. Mit den „Wallstraßen“ gewann man einen neuen Wohnbereich. Sie wurden etwa an der Stelle der Krone der niedergelegten Wälle erbaut und damit entstand das heutige Straßenbild der Hoch-, Seiler-, Lange- und Neuen Mainzerstraße. Ein Vorschieben der Bebauung in den Bereich des Niederwalles und der Festungsgräben wurden durch Vorschriften von Dalberg verhindert, die später unter dem Namen “Wallservitut“ Berühmtheit erlangt haben, weil durch sie der Anlagering erhalten blieb. Im Bereich von Niederwall und Graben war nur eine Gartennutzung erlaubt. Aus dem gleichen Grund durften die „Anlagenstraßen“ ebenfalls nur auf der äußeren Seite bebaut werden. So wurde für alle Zeit die Trennung von Innenstadt und äußeren Stadtbereichen gesichert.

Charakteristisch für die Baugesinnung des frühen 19. Jahrhunderts war die Gartenhausepoche. Hatten bereits im Mittelalter die Frankfurter Patrizier Höfe und Herrensitze vor den Befestigungsanlagen, aber innerhalb der Landwehr angelegt, so setzte unter dem Einfluß der Ideen Rousseaus schon Ende des 18. Jahrhunderts vereinzelt der Bau von Landhäusern vor der Stadt ein. Die Niederlegung der Befestigungen ermöglichte seit 1804 eine erhebliche Ausweitung des besiedelten Raumes. In dieser Gartenhaus-epoche erfolgte eine unregelmäßige Stadterweiterung jenseits des Anlageringes. Die meisten Straßen entsprachen bereits bestehenden Landstraßen oder Gartenwegen. Dieses Straßennetz wurde seit 1850 durch Verbindungsstraßen verdichtet. Bis zum Jahre 1837 waren nicht einmal die Wallstraßen vollständig bebaut, doch zeigte die Gartenhauszone bereits Wachstumsspitzen nach Bockenheim, an der Friedberger und Hanauer Landstraße, zwischen Main und Gutleutweg und in Sachsenhausen bis zum Affentorplatz. Die ursprünglich weitläufig gebaute und mit großen Gärten versehene Gartenhauszone wurde später durch geschlossene Bauweise überlagert, ist aber noch heute bis zu einem gewissen Grade erkennbar. Zu dieser Zeit entstanden auch die ausgedehnten Parkanlagen des Bethmann- und Rothschildparkes mit großen palaisähnlichen Privathäusern. Der Plan von Delkeskamp zeigt noch im Jahre 1864 eine sehr starke Gründurchsetzung, denn das Wichgesetz von 1851 bestimmte einen größeren Abstand zwischen den Häusern und bedingte dadurch den Charakter der Gartenstadt. Erst nach 1866 wuchs die Stadt stärker nach außen. Wie zögernd das Anwachsen der Stadt vor sich ging und wie stark zunächst noch die Verdichtung der Besiedlung innerhalb des Anlagerings im Gange war, ist am besten aus den Tabellen von Gley ersichtlich, die einen Vergleich der Bevölkerung in der Innen- und Außenstadt über einen langen Zeitraum hinweg ermöglichen.

zur Tabelle Bevölkerung in Wohnbereichen (1811-1962)

Die Tabelle zeigt einmal, daß sich bis zur Einverleibung Frankfurts durch Preußen nur rund 20 v.H. der Bevölkerung außerhalb der früheren Festungsgräben niedergelassen hatten, während die Einwohnerzahl der Innenstadt um die Hälfte gestiegen war. Diese Zunahme machte sich bis zum Höhepunkt von 74022 Einwohnern im Jahre 1890 bemerkbar, erst dann trat die Auskernung der Innenstadt durch die Citybildung in Erscheinung. 1939 wohnte in Alt-Frankfurt nur noch 10 v.H. der Bevölkerung. Die Zerstörung im zweiten Weltkrieg beschleunigte diesen Ablauf, so daß trotz des Wiederaufbaus die inneren Bezirke heute nur noch 3,4 v.H. der Gesamteinwöhnerzahl beherbergen.

Bis 1866 hatten in erster Linie wohlhabende Kreise jenseits der Wälle gebaut. In den von ihnen geräumten Wohnraum der Innenstadt zogen andere Schichten ein, doch wurden außerdem in und am Rande der Neustadt vornehme Wohnstraßen wie die Zeil und die Neue Mainzer Straße erst richtig erschlossen.

Ein kräftigeres Wachstum setzte in der Außenstadt erst mit der großen Bevölkerungszunahme nach 1866 ein. Für diese bauliche Ausweitung waren verschiedene Gründe maßgebend. Hatte bis 1864 die industriefeindliche Einstellung maßgeblicher Handelskreise die Fabriken möglichst von Frankfurt ferngehalten und zur Niederlassung in Höchst, Bockenheim, Griesheim und Offenbach veranlaßt, so eröffnete der Anschluß an Preußen nach 1866 große Möglichkeiten zur Industrialisierung. Nach 1871 machte sich in der Gründerzeit der Vorteil der Zugehörigkeit zu einem größeren Wirtschaftsraum immer stärker bemerkbar. Der Bau der Eisenbahnen zwischen 1859 und 1856 mußte Frankfurts Handel beleben und auf die weiterverarbeitende Industrie geradezu anziehend wirken. Zahlreiche Fabrikgründungen veranlaßten viele Menschen der näheren und weiteren Umgebung, ihren Wohnsitz nach Frankfurt zu verlegen, und lösten eine starke Bautätigkeit aus.

In der Zeit von 1867 — 1880 war die Bauspekulation der alleinige Antrieb zur Stadterweiterung. Die Stadt strebte, von größeren und kleineren Baugesellschaften erschlossen, nach allen Seiten auseinander. Seit 1860 entstand das “Westend“; andere Viertel im Norden folgten. Auch in den damals noch nicht eingemeindeten Orten Bornheim und Bockenheim setzte eine rege Bautätigkeit ein. In Bockenheim lag die Ursache in der eigenen starken Industrialisierung begründet, in Bornheim war die Ausweitung durch den Einfluß des Heranwachsens an Frankfurt bedingt. Auch Sachsenhausen vergrößerte sich. Im Westend überwogen die Villen, nach Nordosten zu die Mietshäuser. Da von Seiten der Stadtverwaltung noch keine planerischen Maßnahmen getroffen wurden, erfolgte die Ausweitung der Besiedlung ringförmig nach allen Seiten.

Die ersten Oberbürgermeister der preußischen Zeit, Dr. Heinrich Mumm und Dr. Johann v. Miquel (1868 — 1880 bzw. 1880 — 1890) versuchten immerhin durch großzügige Maßnahmen im öffentlichen Interesse, die Versorgung und bessere Erschließung der aufstrebenden Großstadt für den Verkehr zu gewährleisten. Es entstanden die erste Markthalle, Quell- und Grundwasserleitung, moderne Kanalisation, der Westhafen und der Schlacht- und Viehhof.

Neben der bisher allein bestehenden Alten Brücke wurden bereits unter Oberbürgermeister Mumm die Ober- und Untermainbrücke zusätzlich erbaut. Als man 1888 die drei bisher isoliert vor der Taunusanlage gelegenen Eisenbahnhöfe weiter westlich im Hauptbahnhof und in einem zentralen Güterbahnhof zusammenlegte, verschob sich nicht nur der verkehrsmäßige Schwerpunkt Frankfurts nach dem Westen, sondern es entstand auch als neues Geschäftsviertel in verkehrsgünstiger Lage das „Bahnhofsviertel“, das später mit der Innenstadt zusammen die Funktionen der „City“ übernehmen konnte.

Bereits unter Oberbürgermeister Miquel hatte man 1884 mit einer Bauordnung den Versuch gemacht, in die auseinanderstrebende Siedlung eine gewisse Ordnung zu bringen, doch bestand einmal die Gefahr, daß die Garten- und Grünflächen immer weiter zugebaut wurden und daß sich die Stadt in immer weiteren Ringen als zusammenhängend gebaute Steinfläche erweiterte. In dieser gefährlichen Situation griff Oberbürgermeister Franz Adickes (1890 — 1912) mit der Bauordnung vom 13.10.1891 ein, durch die das wilde Bauen und die Bodenspekulation eingedämmt wurden. Die Bodenspekulation hatte durch die Steigerung der Bodenpreise in den Außengebieten die Mietpreise in die Höhe getrieben, was wiederum zur Folge hatte, daß sich die zuwandernden Arbeiter in der engen Innenstadt immer stärker zusammendrängten, wodurch die Gefahr von Elendsvierteln heraufbeschworen wurde. Nach der neuen Bauordnung erhielten die einzelnen Stadtteile bestimmte Funktionen zugeteilt; auch die Anlage von Fabriken wurde auf einzelne Gebiet. beschränkt. Durch die nunmehr in starkem Maße seit 1900 einsetzenden Eingemeidnungen konnte der wachsende Stadtraum erstmalig funktionell gegliedert werden. Der radialen Ausweitung suchte Adickes durch die Anlage eines großen Ringsystems, des 10 km langen Alleenringes, einen Abschluß zu geben. In Form einer großen Allee mit parkartigen Erweiterungen umschloß dieser Ring, als zweiter grüner Anlagening gedacht, die Stadt. Er hat im heutigen Stadtverkehr wegen seiner Breite die Funktion einer großen Umgehungsstraße übernommen und trennt baulich gesehen die geschlossen gebauten zusammenhängenden Wohnviertel von den Vororten. Nur Bornheim und Bockenheim bilden, über den Alleenring hinüberreichend, mit dem geschlossen bebauten Stadtbereich baulich eine Einheit. Der wachsende Verkehr zwischen der Innenstadt und dem geschlossenen Siedlungsbereich bis zum Alleenring hatte inzwischen zahlreiche Straßendurchbrüche, besonders in ost-westlicher Richtung zur Folge gehabt. Zugleich setzte in der Innenstadt die Citybildung ein.

Mit Bornheim (1.1.1877) und Bockenheim (1.4.1895) begannen die frühesten Eingemeindungen. In Bornheim überwog bis 1850 der landwirtschaftliche Charakter. Trotz der Entstehung einiger kleiner Betriebe in der Gründerzeit war die Industrialisierung an Bornheim vorübergegangen, was wohl dem Mangel einer Eisenbahnverbindung zuzuschreiben war. Nachdem Frankfurt in den sechziger Jahren das zwischen ihm und Bornheim gelegene Gelände mit hohen Mietshäusern bebaute, setzte auch in Bornheim eine stärkere bauliche Entwicklung ein. Bereits 1872 stellte der Ort den Antrag auf Eingemeindung, die sich zunächst infolge Grundstücksspekulationen eines Bankhauses verzögerte. Am 1.1.1877 fand dann die Eingemeindung in Frankfurt statt, das zu diesem Zeitpunkt gerade 100 000 Einwohner überschritten hatte.

Die Pläne zur Eingemeindung von Bockenheim waren ebenfalls alt, sie stammten aus dem Jahre 1875. Bockenheim, ursprünglich zur Grafschaft Hanau gehörig, war 1736 in den Besitz von Hessen-Kassel gekommen. Bereits zur Reformationszeit wandelten aus Frankfurt verdrängte Emigranten aus Handwerkerkreisen den bis dahin landwirtschaftlichen Charakter des Dorfes. Der anwachsend. gewerbliche Sektor der Gemeinde veranlaßte 1819 die Erhebung Bockenheims zur kurhessischen Stadt. Die Industrialisierung setzte früher als in Frankfurt ein. Um das Frankfurter Westend vor weiterem Anwachsen der Bockenheimer Industrie in Richtung auf die besten Wohnlagen zu schützen, wurde von Oberbürgermeister Adickes 1895 die Eingemeindung der damals 18 675 Einwohner zählenden Stadt veranlaßt. Sie wurde von der Sophienstralße an in die vornehmeren Wohnbereiche Frankfurts einbezogen, der Westen blieb überwiegend Arbeiterwohngemeinde und Industriebereich...

Wohnbevölkerung und Stadtgebietsfläche nach Ortsteilen (Karte)

zur Tabelle Ortsteile, Größe und Wohnbevölkerung (Ergebnis der Volkszählung am 6.6.1961)

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