von JAN SZYSZKA
Bei der Generalüberholung im Bethmannpark helfen Experten aus Peking / Derzeit teilweise Einsturzgefahr
Mit Experten aus Peking und Baumaterialien aus dem Reich der Mitte soll im nächsten Frühjahr der chinesische Garten im Bethmannpark generalsaniert werden. Die genaue Höhe der Kosten ist noch unklar, ebenso wie lange die Bauarbeiten dauern werden.
NORDEND• Frankfurts Oase der Ruhe, der chinesische Garten im Bethmannpark, wird im nächsten Frühjahr generalsaniert. Nachdem in dem vor 17 Jahren eröffneten Park bereits in den vergangenen Jahren Hölzer der Dachkonstruktionen einzelner Pavillons wegen Fäulnis ausgetauscht werden mussten, soll dies nun in einem deutlich größeren Maße erfolgen. Außerdem sollen Dachziegel auf den umgehenden Mauern erneuert werden. „Wir haben gemerkt, dass es nicht mehr damit getan ist, nur einzelne Löcher zu stopfen"; sagte Umweltdezernentin Manuela Rottmann.
Bereits vor einem Jahr hatte ein vom Hochbauamt bestellter Gutachter aus Sicherheitsgründen den Zutritt zu zwei Pavillons wegen morscher und einsturzgefährdeter Dachkonstruktionen sperren lassen. Rotweiß gestreifte Sicherungsbänder, Absperrgitter und eine dicke Eisenkette verwehren seitdem den Zutritt zum „Pavillon im schimmernden Grün" und dem „Wasserpavillon". Letzterer muss sogar mit Hilfe einer Notkonstruktion vor dem Einsturz bewahrt werden.
Kostenpunkt noch unklar
Für eine fachgerechte Arbeitsausführung hat die Stadt Frankfurt zu der Pekinger Gartenbaufirma LAC Kontakt aufgenommen, die bereits im Jahr 1989 für Planung und Aufbau des „Garten des himmlischen Friedens" verantwortlich war. Zusammen mit etwa zehn Fachkräften aus dem Reich der Mitte sollen auch die für die Renovierung notwendigen Materialien wie das Spezialholz und Dachziegel aus China importiert werden. Neben den erwarteten geringeren Materialkosten ist dafür vor allem das fehlenden Spezialwissen auf deutscher Seite verantwortlich, sagte der als Architekt beauftragte Martin Beilmann. „Für eine deutsche Firma wäre das ein viel zu hoher Aufwand. So geht es schneller und billiger." Dennoch werden auch heimische Firmen in dem Projekt beteiligt sein. Sie sollen Dichtungsfolien zwischen dem Ziegeldach und dem Holz verkleben, um das durch kaputte Ziegel eindringende Wasser in Zukunft besser von dem Holz fernzuhalten. „Die Authentizität der chinesischen Bauweise wird aber erhalten bleiben. Die Dachabdichtung wird nicht zu sehen sein", versprach Beilmann.
Die kompletten Baukosten werden von der Stadt übernommen, wie Umweltdezernentin Rottmann erklärte. Die Höhe der Investitionen ist dagegen noch unklar. „Erst einmal müssen wir den genauen Schaden abschätzen", sagte Architekt Beilmann, der zusammen mit seinen chinesischen Kollegen Jiyue Cheng und Xie Yongping noch bis zum Donnerstag eine Bestandsaufnahme im Park erstellt.
Der Kölner Beilmann und die beiden Chinesen haben bereits zuvor zusammengearbeitet, vor fünf Jahren sanierten sie den Chinagarten der Ruhruniversität in Bochum. „Die Schäden waren damals in etwa vergleichbar, allerdings sind im Bochumer Garten mehr Gebäude", erklärt Beilmann. Die Kosten beliefen sich in Bochum bei einer Bauzeit von vier Monaten auf etwa 300.000 Euro. Für Frankfurt geht Beilmann nach vorsichtigen Schätzungen ebenfalls von einer vergleichsweise langen Bauzeit aus, in der die chinesischen Facharbeiter morsche Dachkonstruktionen, verfaulte Querbalken und kaputte Dachziegel austauschen werden. Unklar ist darüber hinaus auch, ob der Park in der Zeit für Besucher offen steht. „Vielleicht ist es machbar, dass wir zumindest den Gang rund um das Wasser offen halten können`; hofft Beilmann.
JAN SZYSZKA
Das Werk von Jiyue Cheng
Wenn im nächsten Frühjahr Materialien und Spezialisten aus China an den Main kommen, wird sich ein Teil der Geschichte für den Pekinger Ingenieur Jiyue Cheng wiederholen. Schon als der Park zwischen 1985 und 1989 erbaut wurde, war Cheng hautnah dabei - er hatte die Anlage sogar geplant. Zu den zentralen Elementen der von einer dicken Steinmauer umgebenen Oase der Ruhe inmitten der Frankfurter City zählt der „Japsisgrüne Teich"; dessen zickzack verlaufende Brücken zum wegen Baufälligkeit gesperrten „Wasserpavillon" führen.
Sämtliche Materialien zum Erbauen des Pavillons, Mauern und Brücken wurden in mehr als 20 Containern auf dem Seeweg aus China herbeigeschafft. 16 angereiste Facharbeiter aus China errichten den Park in einer Bauzeit von vier Jahren. Die Gesamtinvestitionen betrugen damals über drei Millionen Mark - alles nach den Plänen Chengs. Und die besagen auch dass keinerlei Nägel oder Schrauben für die verwinkelten Pavillons verwendet werden dürfen.
Die nach gerade mal 17 Jahren Bestehen angesetzte Generalsanierung hält Cheng übrigens für üblich. Traditionell erbaute chinesische Gärten haben nun einmal eine hohe Reparaturanfälligkeit, versichert er mit einem Lächeln. Für eine längere Haltbarkeit sei die ständige Ausbesserung ein absolut typisches Merkmal.
zvs