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Aus: Frankfurter Rundschau vom 11.11.2006

Das Nordend soll für Fußgänger attraktiver werden

von GESA GOTTSCHALK

Stadtplaner nennen 70 Maßnahmen / Mögliche Förderung durch das Bundesbauministerium / Entscheidung im Dezember

Fußgänger im Nordend fühlen sich durch wilde Parker behindert. Das gehört zu den Ergebnissen des Pilotprojekts „Nahmobilität im Nordend", die Gutachter der Dortmunder „Planersozietät" am Donnerstag im Ortsbeirat 3 vorstellten.

NORDEND • Die Bewohner des Nordends gelten als tolerant. Menschen, die gütlich zusammen leben wollen. Michael Frehn vom Dortmunder Stadtplanerbüro „Planersozietät" kann das bestätigen. Die Klage über wilde Parker hörte der Diplomingenieur während seiner Arbeit am Pilotprojekt „Nahmobilität im Nordend" immer wieder - während der fünf Stadtteil-Spaziergänge mit Bürgern und Politikern und während des eintägigen Bürgerforums. Als Lösung schlugen die Nordender aber nicht mehr Knöllchen vor. „Sie setzen auf Aufklärung statt Strafe", sagt Frehn, „damit Autofahrer verstehen, was es bedeutet, wenn sie eine Ecke zuparken".
Eltern mit Kinderwagen müssen Umwege fahren, Rollstuhlfahrer kommen nicht durch und Kinder können den Verkehr nicht einsehen. Das ist eine Einschränkung der Mobilität, die die Stadt Frankfurt mit dem Projekt untersuchen wollte. Frehn stellte am Donnerstag im Ortsbeirat 3 erste Ergebnisse vor und konzentrierte sich dabei vor allem auf drei Orte: den Oeder Weg, die Glauburgstraße und die Günthersburgallee.

Auch der Einzelhandel profitiert

An allen drei Straßen wünschen sich die Bürger mehr Übergänge. Das müssten nicht immer neue Ampeln sein, sagt Frehn. „Gehwegnasen"; die auf beiden Seiten in die Fahrbahn ragen und diese verengen, erfüllten den selben Zweck. Außerdem schlagen die Gutachter vor, die Umgebung aufzuwerten. Das nütze nicht nur den Fußgängern, sondern auch dem Einzelhandel. „Nur, wo ich gerne langgehe, gehe ich auch gerne einkaufen", sagt Frehn. „Und ich gehe nur gerne, wenn ich eine entsprechende Umgebung habe". Dazu zählten Bänke oder Steinquader, um Pause zu machen, sowie verkehrsberuhigte Straßen. Den Adlerflycht- und den Glauburgplatz möchten die Planer aufwerten und die Spielplätze besser vernetzen. Das Nordend habe hochwertige Spielflächen, doch sei es oft schwierig, zu Fuß von einer zur anderen zu gelangen. Die Günthersburgallee könnte sich so in eine „Spiel- und Freizeitachse" zwischen Günthersburgpark und Friedberger Platz verwandeln.
Der gesamte Stadtteil müsse entlastet werden. So könnten zum Beispiel abends die Parkplätze von Betrieben geöffnet werden. „Das darf man aber nicht dazu nutzen, mehr Parkraum zu schaffen", warnt Frehn. Er warb im Ortsbeirat um politischen Rückhalt für den umfangreichen Maßnahmenkatalog, den sein Büro erstellte. Die Stadteilpolitiker zeigten sich zunächst erstaunt von den gewählten Schwerpunkten: „Die Günthersburgallee wäre mit als letztes in den Sinn gekommen", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Falk.
Manfred Zieran von ÖkoLinx befürchtete, dass die Probleme der Friedberger Landstraße oder der Eckenheimer Straße zu kurz kämen: „Die werden immer benachteiligt." Selbst einfache Maßnahmen wie das Absenken der Bordsteinkanten würden nicht umgesetzt. Michael Frehn verwies auf einen Leitfaden, den das Büro derzeit erarbeitet. Er werde für ganz Frankfurt gelten und erklären, wie die Stadt ihre Gehwege behinderten- und fußgängerfreundlich gestalten könne: „Damit sich keiner herausreden kann, er habe es nicht gewusst." Zudem beträfen allein 15 der 70 vorgeschlagenen Maßnahmen die Friedberger Landstraße. Allerdings müssten Verwaltung und Politik hier langfristiger planen.
Schneller könnte es in der Günthersburgallee gehen. Sie wird wohl eines von 19 Modellprojekten, die das Bundesbauministerium bezuschusst, damit dort vernetzte Räume für Kinder und ältere Menschen entstehen. Frehn rechnet bis Dezember mit einem endgültigen Bescheid. In den nächsten drei Jahren würden dann 500.000 Euro für entsprechende Maßnahmen im Nordend fließen. Insgesamt haben die Gutachter rund drei Millionen Euro veranschlagt, um all ihre Vorschläge umzusetzen. „Es wäre falsch, jetzt zu sagen: Wir haben kein Geld", sagte Frehn dem Ortsbeirat. GESA GOTTSCHALK

PROJEKT IM STADTTEIL
• Sieben Monate sind seit der Auftaktveranstaltung zum Pilotprojekt „Nahmobilität im Nordend" vergangen.
• 50 Nordender arbeiteten im Juni bei einem eintägigen Bürgerforum mit. 400 Bürger schickten Flyer zurück und wiesen auf rund 780 „Stolpersteine"im Nordend hin.
• 70 Programme und einzelne Maßnahmen enthält der Katalog, den die Planersozietät aufgestellt hat.
• 2,5 bis 3 Millionen Euro würde die Umsetzung kosten, schätzen die Gutachter.
• In zwei Wochen ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse im Internet.
GG

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