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Aus: Frankfurter Rundschau vom 26.06.2006

Viele Ideen für Gehwege im Nordend

von FRANZISKA SCHUBERT

Auf einem Bürgerforum besprachen Anwohner ihre Vorschläge für einen Stadtteil ohne "Stolpersteine"

Über 700 Verbesserungsvorschläge für Gehwege im Nordend sind beim Projekt Nahmobilität eingegangen. Die Ergebnisse einer Umfrage, in der Bürger nach ihren Stolperstein im Nordend gefragt worden sind, diskutierte am Samstag ein Bürgerforum und suchte nach praktischen Lösungen.
NORDEND - Bei einer Bürgerbefragung im Rahmen des Pilotprojektes Nahmobilität, das das Stadtplanungsamt gemeinsam mit der Dortmunder Planersocietät im Nordend durchführt, meldeten rund 370 Personen 760 Kritikpunkte an. Per Post war an die Bürger im Nordend ein Fragebogen mit der Bitte gegangen, ihre "Stolpersteine" einzutragen. Anhand einer ersten Auswertung konnten sich die 40 Teilnehmer auf dem Bürgerforum im Haus der Volksarbeit am Samstag einen Überblick verschaffen. Zugleich brachten sie selbst Vorschläge ein, wie die gemeldeten Stolpersteine am besten aus dem Weg geräumt werden können.
So äußerten die Bürger den Wunsch, aus Oeder Weg und Glauburgstraße "Einkaufsboulevards" zu machen. Sie schlugen vor, dort eine Tempo-30-Zone und mehr Übergänge einzurichten. Außerdem regten die Teilnehmer die Umgestaltung des Eingangsbereich zum Günthersburgpark an, denn die Fragebögen hätten gezeigt, dass der Park für Fußgänger von der gegenüberliegenden Straße nur schlecht zu erreichen sei.
Die Gruppen machten sich aber auch Gedanken über allgemeine Problematiken wie zugeparkte Gehwegecken, fehlende Bordsteinabsenkunken und Konflikte mit Radfahrern. Während eine Gruppe sich dafür aussprach, mit Öffentlichkeitskampagnen ein Umdenken bei Auto- und Radfahrern zu bewirken, forderte die andere Gruppe neben Verkehrskontrollen auch bauliche Maßnahme: Beispielsweise sollen an Gehwegecken Poller oder Bügel für Fahrräder aufgestellt werden. Damit solle verhindert werden, dass parkende Autos den Blick auf Fußgänger versperren, die die Straße überqueren wollen.
Der 63-jährigen Teilnehmerin Renate Hampe, die seit 34 Jahren im Nordend lebt und viele Wege zu Fuß zurücklegt, ist besonders wichtig, "aufeinander Rücksicht zu nehmen". Angesichts des hohen Parkdrucks fände die Rentnerin außerdem Tiefgaragen sinnvoll. Dass beim Projekt Nahmobilität überhaupt Bürger gefragt wurden, bewertet Ingeborg Albert, die seit über 70 Jahren im Nordend wohnt, sehr positiv, denn "wir wissen am besten, wo die Probleme liegen".
Die Vorschläge des Bürgerforums und die über 700 eingegangenen Verbesserungsvorschläge bilden die Grundlage für ein Handlungskonzept, das bis Herbst vorliegen soll, sagt Mona Winkelmann, zuständige Projektleiterin im Stadtplanungsamt. Dann ist auch vorgesehen, das Konzept auf einer Sitzung des Ortsbeirates 3 (Nordend) vorzustellen. Neben schnell umzusetzenden Maßnahmen wie längere Grünphasen bei Ampeln, werde das Konzept auch längerfristige oder kostenträchtige Maßnahmen umfassen, über die die Stadtverordnetenversammlung entscheiden müsse. Bis zum Jahresende solle des weiteren am Beispiel des Projekts im Nordend ein Leitfaden für die ganze Stadt erarbeitet werden.
Die Teilnehmer bekundeten ihr Interesse, bei einem weiteren Treffen in einem Jahr über die Umsetzung der Maßnahmen informiert zu werden.


Aus: Frankfurter Neue Presse vom 26.06.2006

Fußgängerfreundlicheres Nordend: Ergebnisse des Pilotprojektes beim Bürgerforum vorgestellt

Überwege und Ampeln fehlen

Nordend. Beim Bürgerforum im Haus der Volksarbeit wurden die Ergebnisse des Pilotprojektes vorgestellt, mit deren Umsetzung der Stadtteil fußgängerfreundlicher werden soll. An Kreuzungen dürfen die Ecken nicht zugeparkt werden. Dafür könnten Poller angebracht werden. Falschparker müssten durch aufklärende Handzetteln darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Fußgänger gefährdeten. Um den Parkdruck zu entschärfen, könnten beispielsweise Quartiersgaragen gebaut werden. Straßen seien zudem nicht nur für Autos da - es sollte mehr Zonen geben, in denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt seien und mehr Rücksicht herrsche. Zumindest mehr Tempo-30-Zonen müssten ausgewiesen werden. Zudem seien mehr blindengerechte Ampeln mit akustischem Signal nötig.
Konkrekt genannt wurde beispielsweise die Günthersburgallee, die vom Friedberger Platz bis zum Günthersburgpark um einiges fußgängerfreundlicher gestaltet werden sollte. Die Ampelschaltungen an den beiden Überwegen über den Alleenring müssten aufeinander abgestimmt werden, um lange Wartezeiten zu verhindern. Vor allem aber sollten zwei neue Fußgängerüberwege hin zum Eingang des Günthersburgparks geschaffen werden, einer am westlichen Ende und einer weiter östlich in der Kurve der Hartmann-Ibach-Straße. Diese Stelle sei bis dato besonders gefährlich, da aus planungstechnischen Gründen nur weiter westlich vor der IGS Nordend ein Fußgängerüberweg existiert und viele trotzdem die Straße überquerten.
Ein weiteres Ärgernis ist die Kreuzung Hallgarten/Rotlintstraße: "Sie ist so groß, dass man mitten auf die Straße laufen muss, um überhaupt zu sehen, ob ein Auto kommt," beschrieb Anwohnerin Heike Ließmann. Dort könnte man die Bürgersteige vergrößern, was auch den beiden Gaststätten und dem Fahrradgeschäft zugute käme.
Heike Ließmann ist eine der Nordendbewohnerinnen, die per Zufallsgriff in die Anwohnerkartei ausgewählt und angeschrieben worden waren. "Es ist ein sehr gelungenes, basisdemokratisches Projekt, ich freue mich darüber," sagte sie. Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne) stimmte zu: "Es ist eine tolle, vorbildliche Veranstaltung, weil sie alle Bürger miteinbezieht."
Schon bei der Auftaktveranstaltung des Pilotprojektes im April 2006, das vom Stadtplanungsamt in Auftrag gegeben und von dem Dortmunder Büro Planersocietät geleitet wird, diskutierten etwa 70 Bürger und Planer über "Stolpersteine": zugeparkte Bürgersteige, unübersichtliche und daher besonders für ältere Menschen und Kinder gefährliche Straßenüberwege, zu langsam reagierende Fußgängerampeln, zu wenige Überwege für Blinde, zu hohe Bordsteine und einiges mehr, das dem Fußgänger im Nordend das Leben schwer macht: Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen. Zudem waren Handzettel an alle 37000 Haushalte im Nordend verteilt worden, die die Bürger aufforderten, ihre "Stolpersteine" zu vermerken und Verbesserungsvorschläge zu machen.
Seither sind beim beauftragten Büro Planersocietät 750 Vorschläge eingegangen. Anfang Mai trafen sich Anwohner und Planer zu fünf Spaziergängen, bei denen konkrete Probleme und Stellen beispielsweise in der Glauburgstraße, im Oeder Weg, auf der Eckenheimer Landstraße und dem Alleenring angesehen und protokolliert wurden. Jetzt werden die Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst, ein Handlungsprogramm erstellt und dieses dann spätestens im Oktober dieses Jahres den politischen Gremien, unter anderem im Ortsbeirat und im Stadtparlament, vorgestellt, erklärt Michael Frehn von der Planersocietät. Im Dezember soll dieser Teil des Projekts dann abgeschlossen sein. Ziel ist es auch, Standards zu erstellen, die auf andere Stadtteile übertragbar sind, denn nicht nur das Nordend soll davon profitieren. "Die Umsetzung der Ideen und Vorschläge liegt dann bei der Stadt," weiß Frehn. Dafür müssen im kommenden Jahr zunächst Haushaltsmittel eingestellt werden. "Alle Beteiligten müssen am Ball bleiben", betonte Ortsvorsteherin Karin Guder. "Wenn ein solches Projekt keine Früchte trägt, kann man es gleich bleiben lassen." (stw)

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