Werner Breuckmann führt FR-Leser durch den Chinesischen Garten im Bethmann-Park
Von ILO REUNING-DANIEL
Das Grünflächenamt Frankfurt muss bald ohne Werner Breuckmann auskommen. Wenn der Gartenarchitekt und Diplom-Ingenieur Ende Juli in Pension geht, hat er 35 Jahre bei der Behörde hinter sich, davon 28 Jahre als Leiter der Abteilung Grünanlagen-Unterhaltung. Unter anderem hatte er maßgeblich Anteil daran, dass der Chinesische Garten im Bethmannpark entstand. 20 FR-Leserinnen und -Leser haben am Freitag, 3. Juni, Gelegenheit, sich von ihm durch den Garten im Nordend führen zu lassen.
Der Abschied tut nicht nur im engsten Kreise weh. Breuckmann genießt bei Politikern, Ortsbeiräten, Bürgern - kurz überall, wo er im Lauf der Jahrzehnte unterwegs war - eine hohe Wertschätzung. Nicht zuletzt in China, wo er Ende der 80er Jahre die Anlage des Chinesischen Gartens vorbereitete, bestaunt als eine der wenigen leibhaftigen "Großnasen" und "Rundaugen" in diesem Teil des Landes Und 2002 legte er in Frankfurts Partnerstadt Guangzhou einen Rosengarten an. Mit großem Bahnhof wird der deutsche "Gartenkünstler" seitdem dort empfangen.
Mitten im Bethmannpark erstreckt sich über 4000 Quadratmeter der Chinesische Garten. Kaum jemand kennt ihn so gut wie Breuckmann. Er hat seine Entwicklung begleitet, von der ersten Planung 1985 bis zur Eröffnung am 7. Oktober 1989. Unmittelbar zuvor waren Beispiele fernöstlichen Flora wie Lack, Lilie, Ingwer, Reis und Lotus frisch gepflanzt.
Entstanden ist ein Idyll, eine fast mystische Oase im Herzen der Metropole, umtost vom City-Verkehr, der den Zauber nicht zerstören kann: Liegt es am Wasserfall, dass der Lärm draußen bleibt? Oder an der Marmorbrücke, deren Zickzack-Form böse Geister fern hält?
Im Weiden-Schatten laden Steinbänke zum Meditieren ein. Bambus wiegt sich im Wind. Drachenauge, Pfirsich und Pfingstrose blühen. Geschwungene Dächer spiegeln sich im See. Goldkarpfen ziehen ihre Bahnen. Der Alltagsstress ist auf einmal ganz weit weg. Breuckmann wird erklären, was die Harmonie des Ortes mit Mond-Tor, Berglandschaft, Ehrenbogen ausmacht und wie er entstand: gemeinsam mit Fachleuten aus China. Die Kooperation war das Besondere und zudem eine Premiere: "Wir waren die ersten in Deutschland"; sagt Breuckmann. Drei Wochen lang hatte er sich damals in der Provinz Anhui westlich von Shanghai aufgehalten. Nach dem dortigen Beispiel der Shuikou-Gärten aus Huizhou, ein seit der Ming- und Quing-Dynastie gepflegter Stil, wurde der Garten für Frankfurt konzipiert.
Das Motto lautete: "Neuer Frieden im fremden Gebiet". Gar so fremd indes war das Gebiet gar nicht, denn die Familie Bethmann hatte schon 200 Jahre zuvor begonnen, fernöstliche Gehölze und Pflanzen aus Übersee im Bethmannpark anzusiedeln.
Diese gewachsene Struktur schien ideal, als 1983 ein neuer Standort für den Münchner chinesischen Garten gesucht wurde. Zum Schluss blieb er doch in Bayern. Die Idee aber fiel in Frankfurt auf fruchtbaren und bestens vorbereiteten Boden.
Für rund 3,2 Millionen D-Mark wurde der "Frühlingsblumengarten" realisiert - und bereits 1989 wieder umbenannt: Zum Gedenken an die friedlichen Demonstranten, die das chinesische Regime auf dem Platz des Himmlischen Friedens niedermachen ließ, heißt das Idyll im Bethmannpark seither "Garten des himmlischen Friedens".
Die Frankfurter Pavillons, Tore, steinerne Löwen mit Kugel im Maul, 22 Landschaftsfenster, Dachgebälk mit Schnitzwerk, alles stammt aus China, hergestellt in Handarbeit. 1100 Kisten füllten 27 Container, die auf dem Seeweg nach Frankfurt transportiert wurden. Für den Bau an Ort und Stelle reisten eigens 16 chinesische Facharbeiter an. Wenn Breuckmann erzählt, wie die Kollegen ihre Bambus-Gerüste hoch zogen und mit ihren mittelalterlich anmutenden Gerätschaften im Bethmannpark ans Werk gingen, klingt es wie eine Geschichte aus sehr alter Zeit.
Seit geraumer Zeit ist der Pavillon mit rot-weißen Flatterbändern abgesperrt. Ein Gutachten besagt, dass in den Holzbalken des Daches die Fäule sitzt. Laut Breuckmann soll zügig mit der Reparatur begonnen werden. Die Messegesellschaft hat versprochen, sich finanziell zu engagieren.