Das Haus Glauburgstraße 80 steht ungefähr 15 Meter hinter der Straßenflucht zurück. Sieht man sich das Gebäude etwas näher an, stellt man fest, daß auf ein schlichtes zweistöckiges barockes Haus später noch ein Stock mit Mansarddach aufgesetzt wurde. Über dem Eingang befindet sich ein Inschriftenband mit dem Wappen der Herren von Stalburg. Dieses Haus ist das 1734 erbaute ehemalige Wasserschloß der Herren von Stalburg. Die Herren von Stalburg waren ein altes Frankfurter Patriziergeschlecht, welches 1468 in die Patriziergesellschaft Alten Limpurg aufgenommen wurde und in der Folgezeit mehrmals den Bürgermeister und den Stadtschultheißen stellte.
Die Herren von Stalburg hatten das Landgut, auch "kleine Oede" genannt, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Peter Leideleben von Carben erworben. Das burgähnliche Hauptgebäude der Stalburg Oede war von einem Wassergraben umgeben. Der Grundbesitz umfaßte zirka 25 Morgen (5 ha).
Bei der Belagerung der Stadt durch die protestantischen Fürsten 1552 wurde die Stalburg., die wie alle anderen Feldhöfe befestigt war, von den Belagerern zerstört. Auch die Wasserburg der Herren von Holzhausen fiel den Flammen zum Opfer. Nach 1552 ließ Kraft Stalburger (1540-1609) die Wasserburg sowie das Oekononmiegebäude wiederaufbauen. Damals wurde das zinnenbekrönte Inschriftenband mit dem Wappen und folgender Inschrift angebracht: "Als im Jahre 1552 am 17. März einige Fürsten die benachbarte Stadt mit schwerer Belagerung bedrängten, wurde mein väterlichcs Haus verbrannt und durch mich Kraft Stalburg in Erinnerung dessen von Neuem wieder erbaut." Kraft Stalburger hatte in seinem Testament bestimmt, daß immer der Älteste im Mannesstamm seiner Familie die von ihm wieder aufgebaute Oede sowie das Stalburgsche Stammhaus am Kornmarkt besitzen solle. In früheren Zeiten wurde der Name Stalberger, Stalburger oder auch Stalburg geschrieben. Letzterer setzte sich im 18. Jahrhundert durch. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts ließ vermutlich Philipp Jakob von Stalburg (1708-1760) das Herrenhaus zu einem Landsitz umbauen. Anders als die benachbarten Herren von Holzhausen, die zur gleichen Zeit ihr Schloß von dem französischen Baumeister Remy de la Fosse umbauen ließen, begnügten sich die Stalburger mit einem einheimischen Baumeister. Damals wurde die alte Inschrift über der Eingangstür eingemauert. Schon 1859 war die Inschrift nicht mehr im Zusammenhang zu lesen. Die Zufahrt von der Eckenheimer Landstraße zur Oede war die heutige Hansteinstraße. Mit Johann Adolf Friedrich von Stalburg (1736-1808), der schon 1788 das Stammhaus seiner Familie "Groß Stalburg"' am Kornmarkt für 45 000 Gulden an die deutsch-reformierte Gemeinde verkauft hatte, starb die Familie 1808 im Mannesstamm aus. 1812 wurde der gesamte Besitz versteigert.
Amschel Mayer von Rothschild erwarb den Besitz für 22000 Gulden, ließ 1839 den Wassergraben zuwerfen und das Haus noch einmal renovieren. Das gesamte Besitztum wurde 1873 von der Internationalen Baubank erworben. 1874 wurde das Herrenhaus um ein Stockwerk erhöht und 1879 eine Gastwirtschaft mit dem Namen "Zur Stalburg" eingerichtet. Der Frankfurter Maler und Geschichtsforscher Carl Theodor Reiffenstein kommentierte dies: "Die Mannen von Stalburg müssen sich das schon gefallen lassen!"
Das Haus befand sich bis 1934 im Besitz der Gastwirtsfamilie Doebel. 1934 erwarb es der Gastwirt Reuter, dessen Sohn heute die Gaststätte "Zur Stalburg" führt. Im dritten Band der Baudenkmäler von Frankfurt 1914 ist das Gebäude beschrieben.. Unter den 111 Frankfurter Baudenkmälern findet man es nicht, ebenso ist es nicht in der Denkmaltopographie der Stadt Frankfurt 1986 aufgeführt. Nachdem schon Ende des 18. Jahrhunderts das Haus "Groß Stalburg" der im Zweiten Weltkrieg zerstörten deutsch-reformierten Kirche hatte weichen müssen, ist dieses Haus das letzte Andenken an ein bedeutendes Frankfurter Geschlecht. Vielleicht könnte man den heutigen blauen Anstrich durch eine Farbgestaltung, die dem alten Zustand des Hauses etwas näher kommt, ersetzen. Es wäre ein würdiges Pendant zu dem westlich des Oeder Wegs gelegenen Holzhausenschlößchen. Die Stalburgstraße führt ungefähr 500 Meter südlich der Stalburg von der Eckenheimer Landstraße zum Adlerflychtplatz.