von Jan Szyszka
Sanierung im Bethmannpark stockt, da chinesische Arbeiter nicht einfliegen dürfen
Die Sanierung des Chinesischen Gartens im Bethmannpark verzögert sich zum zweiten Mal. Ursprünglich waren die umfangreichen Arbeiten für April geplant, mussten aber wegen größerer Schäden als angenommen auf Ende Juli verschoben werden.
Nun fehlen die Facharbeiter, die, wie das Material für die originalgetreue Generalsanierung, aus China eingeflogen werden sollten. „Es gibt Probleme mit dem Visum", sagt Stephan Heldmann, Leiter des zuständigen Grünflächenamtes. Eigentlich hatte er schon vor zwei Wochen mit den 18 chinesischen Experten der Pekinger Gartenbaufirma LAC gerechnet. Geplant war der Beginn der Arbeiten, die mehr als eine halbe Million Euro kosten sollen, für den 27. Juli. Für die Unterkunft der chinesischen Facharbeiter hat Heldmann extra Wohncontainer auf dem an den Bethmannpark angrenzenden Betriebshof aufstellen lassen. „Diese Kosten laufenbereits", klagt Heldmann. Er geht nun davon aus, dass Mitte August mit der Renovierung begonnen werden kann.
Mit der erneuten Verzögerung gerät die gesamte Sanierung unter Zeitdruck. Bis zum Wintereinbruch muss sie laut dem zuständigen Architekten Martin Beilmann abgeschlossen sein. Schon vor der zweiten Verzögerung sprach Beilmann davon, dass die Arbeiten in den Herbst andauern werden.
Die geplante Generalsanierung ist die erste des 1989 eröffneten „Garten des himmlischen Friedens". Sie ist nötig, weil mehr als 60 Prozent der tragende Hölzer zweier Pavillons durchgefault sind. Die beiden Pavillons sind seit zwei Jahren wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Von Sebastian Amaral Anders
Chinesische Spezialisten sanieren den „Garten des himmlischen Friedens" im Bethmannpark
Unablässig tragen Arbeiter schwere, dunkle Holztüren aus dem Chinesischen Garten im Bethmannpark. Eine nach der anderen, bis der grasgrüne VW-Pritschenwagen unter dem Gewicht ächzt. Die Männer haben gelbe Helme auf dem Kopf, auf der Rückseite ihrer blauen Jacken prangen weiße chinesische Schriftzeichen. Mit Handzeichen versucht Gärtnerin Andrea Mayschwarz den Männern zu erklären, dass die kleine Ladefläche des Transporters ihre Kapazitätsgrenze längst erreicht hat. Einer der Arbeiter beantwortet die etwas hilflosen Gesten mit einem freundlichen Lächeln. Seine Kollegen aber finden an den Seiten noch Platz. Eine Tür mehr verträgt der Wagen schon noch.
Es klopft und hämmert im Chinesischen Garten, zwischendurch fliegen ein paar Wortfetzen Chinesisch über die weiße Mauer, die die fernöstliche Landschaft umgibt. 18 Handwerker sind aus Peking angereist, um den „Garten des himmlischen Friedens" im Nordend zu sanieren. Mehr als zwei Drittel der Holzbalken faulen und müssen ausgetauscht werden.
Auch die Ziegelsteine auf den Pavillondächern und der Mauer werden werden besser gegen Nässe geschützt und auf die wasserdichte Folie wieder aufgesetzt. Zu dem 18-köpfigen Team gehört auch Jiyue Cheng. Er war bereits 1989 in Frankfurt, er hat den Garten damals entworfen. Cheng blickt auf den großen Pavillon, der wegen der Bauarbeiten nur noch schemenhaft zu erkennen ist und hält inne. „Ich bin froh, dass die Frankfurter den Garten mögen", sagt er. „Wir sind so etwas wie Kulturbotschafter", fügt er hinzu und lacht.
Als Cheng vor dem Felshügel mit dem kleinen Pavillon darauf im Nordteil des Gartens steht, lächelt er nicht mehr. Die Anordnung der großen Felsbrocken davor entspricht nicht der Tradition seiner Heimatprovinz Anhui. „Wir versuchen die echte Natur zu imitieren und so muss es auch aussehen. Nicht wie von Menschen gemacht." In diesem Fall: von deutschen Menschen, die die Arbeiten nach der Abreise der Chinesen 1989 fertiggestellt haben. Der Vorarbeiter würde die Felsen am liebsten sofort mit dem Kran neu anordnen. Einzig der Kran spielt da noch nicht mit. Überall im Park wuseln die chinesischen Arbeiter zwischen Sträuchern, Felsen und Schriftzeichen. Einer sitzt unter Bambusblättern, inmitten von gestapelten grauen Dachziegeln, die er einzeln mit einer weißen Flüssigkeit überzieht.
Um Punkt 11.30 Uhr ist der Garten plötzlich leer. Mittagspause. Von den Wohncontainern, in denen die Arbeiter auf dem Betriebshof des Parks leben, dringt der Duft chinesischer Kochkunst herüber. Die Delegation hat ihren eigenen Koch mitgebracht. Dem Hochbauamt wurde er vorgestellt als der, der für das tägliche Leben zuständig ist.
Überhaupt fühlen sich die Arbeiter in Frankfurt wie zuhause, erklärt Cheng. Schließlich sei der Garten so schön wie die in China. Auch der morgendliche Frühsport im Bethmannpark ist zum Ritual geworden. Und seit ein paarTagen haben die Chinesen auch auch Satellitenfernsehen.