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Aus: Frankfurter Rundschau vom 04.08.2007

WOHNEN IN FRANKFURT

von Katja Kupfer und Christoph Schröder

Dekadent und daumenlutschend
Kinder, Kohle, Kultur: Im Holzhausenviertel wohnen gut situierte Jungfamilien

Wer die Wohlstandsfamilie der Gegenwart einmal in voller Pracht bewundern will, der muss nur an einem schönen Sommertag durchs Holzhausenviertel spazieren: Junge und manchmal auch nicht mehr ganz so junge Mütter, dank Pilates und dem Segen der plastischen Chirurgie in bester körperlicher Verfassung, schieben mit leicht entrücktem Gesichtsausdruck ihre Kinderwägen durch die baumgesäumten Straßen. Manchmal sieht man auch Frauen, die so gar nicht zu Kindern wie Kinderwägen passen wollen. Es sind die Au-Pair-Mädchen.
Abends gesellen sich dann die Väter hinzu, hellblaues Hemd, die Ärmel nach oben gekrempelt, so frisch, als hätte es die vorangegangenen Stunden nicht gegeben, in denen sie im Bankenviertel Millionen hin- und hergeschoben haben. Dann trifft man sich im Holzhausenpark, am Pavillon-Café oder am Spielplatz, trinkt ein Becks und schaut den Kleinen beim Toben zu. Tauchen Fremde ohne Kind oder weibliche Begleitung auf, ernten sie argwöhnische Blicke.
Das Holzhausenviertel, gelegen zwischen Eckenheimer und Eschersheimer Landstraße, zwischen Nord- und Westend, ist möglicherweise die schönste Wohngegend der Stadt. Ruhig und doch zentral, mit sämtlichen Anschlussmöglichkeiten an den öffentlichen Nahverkehr - kurz: urban und doch idyllisch. Wer hier wohnt, hat es geschafft. Die Villa des verstorbenen Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld steht hier; der Kontaktvermittler Moritz Hunzinger, über den einst der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping stolperte, hat sich ein Domizil gebaut. Und am Beginn der Holzhausenstraße setzt der linke Traditionsverlag Stroemfeld ein trotzig-anarchisches Signal - direkt gegenüber von einem Bio-Supermarkt.
Inmitten des Parks, der kürzlich sogar noch auf Kosten einer Autostraße erweitert wurde, steht das Holzhausenschlösschen, umgeben von Wasser und reizenden Enten, heute Sitz einer Kulturstiftung. Regelmäßig finden hier Ausstellungen, Lesungen und Vorträge statt, der Vorsitzende tritt bei Kinderfesten als Schlosskater Ferdinand auf. Das kommt gut an bei den Holzhausen-Müttern - und bei deren Nachwuchs sowieso.

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