von Jürgen Schultheis
Stadt sammelt Vorschläge für das Nordend
Im Nordend bricht Ende Oktober die Zukunft der Stadt an. Dann werden die Menschen im Quartier zwischen Eschersheimer Landstraße im Westen und Sandweg, Burg- und Comeniusstraße im Osten darüber diskutieren, wie Straßenecken und kleine Plätze aufgewertet und besser verbunden werden können. „Vernetzte Spiel- und Begegnungsräume" heißt das Projekt des Bundes, mit dem das Bauministerium erproben will, wie Städte die Lebensqualität in den Quartieren erhöhen können. Erstmals haben die Nordendler dann die Gelegenheit, auf einer Internetplattform untereinander zeit- und ortsunabhängig zu debattieren, was im Stadtteil verändert werden soll. Sollte sich diese Form der Bürgerbeteiligung bewähren, die Verkehrsdezernent Lutz Sikorski im Gespräch mit der FR angekündigt hat, könnte das Verfahren mittelfristig auch in anderen Wohnquartieren erprobt werden. Das Ziel des Projektes: Das Nordend soll attraktiver werden für Ältere und fürjunge Familien.
„Die Bürger sind die Experten vor Ort, sie wissen, wo der Schuh drückt"
„Die Bürger sind die Experten vor Ort, sie wissen, wo der Schuh drückt und was man besser machen kann", sagt Mona Winkelmann, zuständige Projektleiterin im Verkehrsdezernat. Vor allem aber hätten die Bürger „keine überzogenen Erwartungen, weil sie wissen, was machbar ist".
Das Modellprojekt im Nordend nähert sich einem lebenswerten Viertel in mehreren Stufen. Zunächst hatten Bürger bei Umfragen, in einer Ideenwerkstatt und bei Planungsspaziergängen auf Missstände aufmerksam gemacht und den Planern ihre Vorschläge unterbreitet. Mehr Spielräume in der Günthersburgallee, Mauern statt Poller oder erholsame Sitzplätze für ältere Bürger. Schließlich ist heute jeder Fünfte der 54000 Menschen im Nordend älter als 65 Jahre. Zwölf Prozent der Einwohner sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Das Viertel ist zusammen mit dem Quartier Wriezener Bahnhof in Berlin das größte Gebiet im Projekt „Vernetzte Spiel- und Begegnungsräume"; sagt Stephan Willinger, zuständiger Koordinator beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Willinger warnt davor, die Bürgerbeteiligung nur per Internet zu gewährleisten. Das sei gut für junge und „technikaffine Leute". Alte und Kinder müssen nach Einschätzung des Koordinators auf andere Weise angesprochen werden.
Beim Projekt „Vernetzte Spiel- und Begegnungsräume" übernimmt der Planer - in den 50er und 60er Jahren fast allmächtig - die Rolle des technischen Experten, der mit seinem Fachwissen beurteilt, ob ein Vorschlag aus den Reihen der Bürger umgesetzt werden kann. Frankfurt ist eine von neun Städten, die am Projekt teilnehmen. Berlin ist mit zwei Projekten vertreten. Mit dabei sind auch Kiel, Magdeburg, Leipzig, Fürstenfeldbruck, Dessau und Sangerhausen.