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Aus: Frankfurter Rundschau vom 14.07.2007

„Fünf Zimmer, ideal für Pärchen"

von Katja Kupfer

Wer einmal im Nordend wohnt, will bleiben. Für Familien wird es schwierig

Es mag eine Frankfurter Eigenart sein, an einen bestimmten Stadtteil gebunden zu sein. Das gilt besonders für Stadtteile wie Bornheim, Sachsenhausen, Bockenheim und das Nordend. Nicht ohne Grund wird der Stadt und ihren Einwohnern Provinzialität nachgesagt. Wenn Menschen ihren Stadtteil nur im äußersten Notfall verlassen, ist das nichts anderes als die Suche nach dem Kleinen im Großen. Wer dieses Frankfurt-Prinzip verinnerlicht hat, will den dörflichen Charme einer Berger oder Leipziger Straße oder die gute Infrastruktur in Sachsenhausen und dem Nordend nicht mehr missen wollen.
Tanya M. wohnt mit ihrem Partner und dem gemeinsamen sechsjährigen Kind im Nordend, in einer Dreizimmerwohnung eines Hinterhauses. Dielenboden, Frankfurter Bad-eine typische Frankfurter Altbauwohnung, vielleicht sogar eine typische Nordend-Altbauwohnung; eine, die man will, weil sie eben Nordend-Charme hat und sogar bezahlbar ist. Doch die Kleinfamilie ist aus der Wohnung herausgewachsen. Seit zehn Jahren leben sie nun hier; seit einem Jahr suchen sie nach einer neuen Unterkunft - unbedingt im Nordend, allein der Schule wegen.
Altbau, bezahlbar, vier Zimmer: Wer versucht, mit diesen Suchkriterien in einem der begehrtesten Stadtteile etwas zu finden, muss mit allem rechnen. Etwa mit Vermietern, die absurde Bedingungen stellen: Nicht mit hohen Absätzen über den Fußboden laufen, nicht rauchen, bitte keine Musikinstrumente spielen. Kinder? Für Wohnungseigentümer häufig ein Grund, sofort abzuwinken. Und das ausgerechnet in einem Viertel, indem überdurchschnittlich viele junge Familien wohnen.
„Eine Fünf-Zimmer-Wohnung wird nicht selten als ,ideal für Pärchen' angepriesen", erzählt Tanya M. Sie trauert heute noch ein wenig jener Wohnung hinterher, die am Beginn ihrer Suche stand. Die sei wunderschön gewesen, erklärt sie. Allerdings war das Prachtstück seit dreißig Jahren nicht renoviert worden und in einem bedauernswerten Zustand. Die Sanierung wäre auf Kosten der neuen Mieter gegangen. Möglicherweise muss man Kosten dieser Art mittlerweile einkalkulieren - wenn man in seinem Frankfurter Kiez bleiben will.

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